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Im Juni 2011 protestierten AktivistInnen gegen die Neueröffnung von Hugh Hefners Häschen-Etablisment in London.

Foto: APA/epa/DANIEL DEME

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In Großbritannien steigt die Zahl der feministischen Gruppierungen quer übers Land. Das sagt zumindest die Online-Plattform "UK Feminista", die diesen Frühling ihren zweiten Geburtstag feiert.

Aktivismus im Aufwind

Seit ihrem Bestehen habe sich die Zahl der Gruppen unter SchülerInnen und StudentInnen enorm gesteigert, so die Betreiberin und Buchautorin Kat Banyard. Mittlerweile gäbe es dutzende Gruppen quer über das Land verstreut. Die Gründe für diese Explosion an feministischen Aktivismus auf der Insel seien vielseitig: Da wären zum einen die sozialen Umwälzungen bedingt durch die rigorose Sparpolitik der Regierung, die in besonderem Maße Frauen treffe.

Doch auch auf kulturellem Gebiet wächst das Bewusstsein. Immer mehr Frauen wollen die zunehmende Sexualisierung des öffentlichen Raumes und die Objektivierung von Frauen nicht mehr hinnehmen. Und zuguterletzt sei es auch eine Frage der medialen Innovationen: Soziale Medien wie Facebook und Twitter ermöglichen es Aktivistinnen auch in den entlegendsten Gebieten Gleichgesinnte zu finden und aktiv zu werden.

Voller Erfolg der "Sufragette-School"

Banyards These, dass es sich beim Feminismus um eine Revolution handelt, die nun vollendet werde, findet breiten Anklang. Mehrere Stories über ihre Aktivitäten im britischen "Guardian" bescheren ihr zusätzlich Reichweite. Im letzten Jahr veranstaltete die Plattform eine Summerschool unter dem Titel "Sufragette-School", bei der sich über 600 Frauen bewarben, aber nur Platz für 400 Teilnehmende war. "Noch vor ein paar Jahren musste ich froh sein, wenn 80 Leute zu einer Veranstaltung kamen", so Banyard. Bei den Workshops geht es darum, Frauen die Vorzüge der "direct action" schmackhaft zu machen und sie mit Tipps zu versorgen, wie sie ihre politischen Überzeugungen in konkrete Aktionen umsetzen können.

In jüngster Zeit hat die weltweite "Slutwalk"-Bewegung gezeigt, dass es feministische Protestformen wieder auf die Titelseiten der Mainstream-Blätter schaffen können. Nacktproteste wie die der ukrainischen Gruppe "Femen" tun ihr übriges, um das Thema Frauenrechte in einem unverbrauchten Gestus erstrahlen zu lassen.

Themen, die bewegen

Bleibt noch die Frage, welche Inhalte die vielen neuen feministischen Gruppen bewegt. Dem Vernehmen nach sind es oftmals Mediendarstellungen von Frauen, die vor allem junge Frauen wieder zunehmend verärgern. Mit der Kritik an Sexualitätsrepräsentationen beschäftigten sich aber auch interessante Projekte von Männern, wie zum Beispiel das "Anti Porn Men Project". Betreiber Matt McCormack Evans sieht in der aktuellen Aktivismus-Welle auch die Zeit für Männer gekommen. "Aktivistinnen wollen heute, dass sich Männer am Kampf für Geschlechtergerechtigkeit beteiligen. Sie haben keine Angst mehr, dass die Männer die Bewegung übernehmen könnten." Im Vordergrund würden die gemeinsamen Ziele und keine wie auch immer geartete "Gatekeeper-Funktion" stehen.

Auf der Homepage von "UK Feminista" wird deren breite politische Agenda und die ihrer MitstreiterInnen sichtbar. Aktuell findet sich dort eine Petition zum Verbot von Werbung für plastische Chirurgie. In einer anderen Stellungnahme fordern sie AktivistInnen dazu auf, bei der bevorstehenden Londoner BürgermeisterInnenwahl die Positionen der KandidatInnen in Sachen Gewaltschutz zu erfragen. Und auch die Sexindustrie bekommt ihr Fett ab: in jüngster Vergangenheit protestierten die Aktivistinnen lautstark gegen die neuerliche Niederlassung des "Playboy Clubs" in London. (red, dieStandard.at, 18.4.2012)