Bild nicht mehr verfügbar.

Maria Alyokhina von Pussy Riot am Donnerstag auf dem Weg in den Gerichtssaal.

Foto: Ivan Sekretarev/AP

Wien/Moskau  - Die russische Punkband Pussy Riot wollte im Vorfeld der russischen Präsidentenwahl im Februar mit einer Aktion auf dem Altar der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau auf eine enge Verbindung zwischen Politik und Kirche in Russland aufmerksam machen. Drei der fünf Bandmitglieder wurden daraufhin verhaftet, ihnen droht wegen Rowdytum eine Haftstrafe von bis zu sieben Jahren. Donnerstagnachmittag wurde über die die Verlängerung der Untersuchungshaft entschieden.

Weil sie angeblich auf dem Altar des orthodoxen Heiligtums ein Lied gegen Regierungschef Wladimir Putin gesungen haben, müssen zwei junge Mütter bis Ende Juni in Untersuchungshaft bleiben. Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina hätten "ein gut geplantes Verbrechen begangen", begründete Richterin Jelena Iwanowain Moskau nach Angaben der Agentur Interfax die Entscheidung. Zudem bestehe Fluchtgefahr.

Amnesty International forderte Freilassung

Tolokonnikowa (25) und Aljochina (24) drohen wegen Rowdytums bis zu sieben Jahre Haft. Rechtsanwalt Mark Feigin kündigte an, Berufung einzulegen und notfalls bis vor den Menschengerichtshof in Straßburg zu ziehen.

Das dritte inhaftierte Mitglied der feministischen Punkband Pussy Riot wartete am Abend noch auf eine Gerichtsentscheidung. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die Freilassung aller drei Frauen. Am Rande der Anhörung nahm die Polizei etwa zwei Dutzend Unterstützer der Band sowie einige GegnerInnen fest.

Die Frauen hätten sich gegen die Gesellschaft gestellt, sagte Staatsanwalt Artjom Rantschenkow. Die Aktion habe die orthodoxen Gläubigen wütend gemacht und verdiene eine schwere Strafe. Tolokonnikowa sagte: "Ich denke, wir haben alles richtig gemacht." Sie wünsche ihren Verfolgern dasselbe Schicksal wie ihr. In ihrer Zeit im Gefängnis sei sie nicht verhört worden, sagte die Mutter einer vierjährigen Tochter.

"Europa sieht zu"

Gegen die Verhaftung der Musikerinnen protestierten auch österreichische Kunstinstitutionen in einem offenen Brief, Unterstützung erhalten sie auch vom Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl und der Frauen- und entwicklungspolitischen Sprecherin der Grünen, Judith Schwentner. Zinggl äußerte sich in einer Aussendung bezüglich der möglichen Verurteilung der Gruppe. "Es ist zu befürchten, dass die russische Justiz an den Künstlerinnen hier ein Exempel statuieren möchte", so der Politiker, der auch Kulturministerin Claudia Schmied auffordert, sich den Protesten anzuschließen. "Die russische Justiz muss spüren, dass sie unter Beobachtung steht." Er fordert die sofortige Freilassung der Künstlerinnen.

Schwentner fordert in einer Aussendung Außenminister Spindelegger auf, sich für die Freilassung der Künstlerinnen einzusetzen. "In Russland werden Menschenrechte mit Füßen getreten, und ganz Europa sieht zu. Der Umgang der russischen Regierung mit Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und der Freiheit künstlerischer Äußerungen und Aktionen, wie im Fall der Frauengruppe Pussy Riot, ist unerträglich", so Schwenter. "Außenminister Spindelegger muss sich daher dringend für die Freilassung der Künstlerinnen einsetzen".

Dringend für Freilassung einsetzen

Auch österreichische Kunstinstitutionen wie die Akademie der bildenden Künste, das Universalmuseum Joanneum, die Kunsthallen Krems und Wien oder die Viennale zeigten sich in einer gemeinsamen Aussendung besorgt über das Vorgehen der russischen Behörden und die Verhaftung der Gruppe aufgrund der künstlerischen Aktivitäten. "Wir treten dafür ein, deren Arbeit als Kunst anzuerkennen und von einer Strafverfolgung abzusehen." (APA, red, dieStandard.at. 19.2012)