Wien - Die Empfehlung der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt, künstliche Befruchtung für lesbische Paare und alleinstehende Frauen zuzulassen, sorgt auch am Donnerstag für Reaktionen. Die ÖVP sieht jedenfalls keinen Änderungsbedarf beim bestehenden Gesetz. Auch die Freiheitlichen lehnen künstliche Befruchtung für homosexuelle Frauen ab. Beide Parteien argumentieren mit dem Kindeswohl.

ÖVP-Familiensprecherin Ridi Steibl und ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm halten das bestehende Fortpflanzungsmedizingesetz für ausreichend. Darin heiße es: "Eine medizinisch unterstützte Fortpflanzung ist nur in einer Ehe oder Lebensgemeinschaft von Personen verschiedenen Geschlechts zulässig." Anlass für eine Änderung sehen die ÖVP-Mandatarinnen nicht: "Es geht uns vor allem um das Wohl der Kinder. Dieses ist im gegenständlichen Gesetz umfassend berücksichtigt."

"Bewusster Ausschaltung des Vaters"

Auch FPÖ-Ärztesprecher Andrea Karlsböck erklärte: "Hier wird versucht, gesellschaftspolitische Wunschvorstellungen durchzusetzen, die darauf abzielen, den traditionellen Familienbegriff völlig aufzulösen." Die gültige Regelung sichere das Wohl der Kinder. Zwar soll jeder sein Privatleben so gestalten, wie er will: "Es geht aber nicht an, Kinder dazu zu zwingen, mit zwei Müttern oder nur mit einer Mutter unter bewusster Ausschaltung des Vaters aufwachsen zu lassen."

Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) prüft derzeit das entsprechende Verbot auf Antrag des Obersten Gerichtshofes (OGH) und hatte dazu eine Stellungnahme der Bioethikkommission erbeten. Mit einer Entscheidung des Höchstgerichts dürfte im Laufe des Herbstes zu rechnen sein. Wie sich die Meinung der Bioethikkommission auf die Entscheidung des VfGH auswirken wird, lässt sich freilich noch nicht abschätzen. (APA, 19.4.2012)