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Dass die Pille vor allem ein wirkungsvolles Verhütungsmittel ist, ist nicht allen jungen Mädchen klar.

Foto: apa/Jörg Lange

Als die Pille vor über 50 Jahren auf dem Markt kam, war sie ein wichtiges Symbol für mehr sexuelle Freiheit. Doch schon damals wurde, wenn auch vielfach aus ideologischen Gründen, auf mögliche Gesundheitsrisiken hingewiesen, die trotz laufender Verbesserung der Präparate bis heute noch nicht gänzlich verschwunden sind.

Der Schönheit wegen

Ein noch verbleibendes Risiko besteht etwa in einem venösen Blutgerinnsel (Thrombose), das allerdings nicht bei allen Pillen gleich hoch ist und durch die richtige Pillen-Wahl noch weiter verringert werden könnte, heißt es in einer Aussendung des Frauengesundheitszentrums Graz. Trotzdem wird auch gerne zu jenen Pillensorten gegriffen, bei denen das Thromboserisiko höher ist. Und das nicht zum Zwecke einer noch sichereren Verhütung, sondern um einer schöneren Haut, schönerer Haare und einer leichten Gewichtsreduktion willen. Die sogenannten Pillen der dritten Generation erfreuen sich somit Beliebtheit auch abseits des Verhütungseffektes.

Die Wahl der richtigen Pille

"Es ist wichtig zu sagen, dass Thrombosen insgesamt durch die Einnahme von Pillen selten vorkommen, aber dennoch faktisch viermal häufiger, als wenn eine Frau keine Pille nimmt", so Sylvia Groth vom Frauengesundheitszentrum Graz gegenüber dieStandard.at. Das Risiko vergrößert sich nochmal mit der Wahl der Pille: Nehmen Frauen eine Pille mit Östrogen und dem Gestagen Levonorgestrel, so haben 4 von 20.000 eine Venenthrombose. Nehmen Frauen eine Pille mit Östrogenen und den Gestagenen Drospirenon, Gestoden, Desogestrel oder Cytoproteronacetat, so haben 7 bis 8 Frauen von 20.000 eine Venenthrombose. Von der Einnahme dieser Typen des Hormons Gestagen rät das Frauengesundheitszentrum ab. Auch bei der als "Hautpille" bekannten "Diane" ist ein Cytoproteronacetat enthalten und wird oft in erster Linie zum Zwecke eines besseren Hautbildes eingenommen. "Ärzte und Ärztinnen verschreiben durchaus diese Pillen nur für die Haut oder Haare, inwiefern dieser Verwendungszweck in letzter Zeit zugenommen hat, kann ich aber nicht sagen."

Über 10.000 Klagen noch offen

Vertreiber der drospirenhaltigen Pillen wie "Yasmin" und "Yaz" mussten aufgrund von Einsprüchen der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA die Beipackzettel um weitere unerwünschte Wirkungen ergänzen. Wenn Studien ein erhöhtes Thromboserisiko nachweisen, gibt es für die Pharmafirmen die Auflage, die Beipackzettel um diese Erkenntnisse zu erweitern, erklärt Groth. Der Pharmakonzern Bayer zahlte bisher 107 Millionen Euro an Frauen in den USA, die nach der Einnahme der Pille "Yasmin" ein venöses Blutgerinnsel hatten. Über 10.000 weitere Klagen sind noch offen.

Ach, auch zur Verhütung?

Auch die Dokumentation "Die Pille und ich" beschäftigt sich mit dem Trend zur Pille als Schönheitsmedikament. Der Film begleitet Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren bei ihrem Alltag mit der Pille, die zwar bei manchen bereits zu Verhütungszwecken eingesetzt wird, doch für den Großteil soll sie vor allem das Aussehen verbessern. Die Verpackungen der Pillen der dritten Generation vermitteln den Mädchen auch nicht das Gefühl, ein Medikament zu nehmen. Packungen mit integriertem Schminkspiegel oder Blümchendekor verringern noch zusätzlich das Gefühl, ein hormonhaltiges Medikament einzunehmen. Diese Marketingschiene hatte bei einigen Mädchen sogar den Effekt, dass ihnen nicht klar war, dass sie mit der Pille auch eine Schwangerschaft verhüten könnten.

Das Frauengesundheitszentrum fordert generell von Ärzten und Ärztinnen, nur Pillen mit einem geringeren Thromboserisiko zu verschreiben. Groth: "Wenn sich eine Frau für die Pille entscheidet, dann sollte sie nicht eine nehmen, bei der Thrombosen doppelt so oft vorkommen". (beaha, dieStandard.at, 4.5.2012)