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Wirtschafts- und Familienminister Reinhold Mitterlehner. Hier zu sehen bei der Eröffnung der Diskussionsveranstaltung am Dienstag "Warum Durchschnitt keine Zukunft hat".

Foto: APA/Georges Schneider

Wien - Die beiden jüngsten Kindergeld-Varianten kommen bei jenen, die sie gewählt haben, offenbar gut an: 73,7 Prozent der Frauen und 73,8 Prozent der Männer sind mit der von ihnen getroffenen Wahl sehr zufrieden, zeigt eine aktuelle Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung im Auftrag des Familienministeriums. Für Ressortchef Reinhold Mitterlehner von der ÖVP zeigt die Studie den "nachhaltigen Erfolg" der Kurzvarianten. Die anderen Parteien nutzten die Präsentation der Evaluierung, um abermals einen Papa-Monat oder die Abschaffung der Zuverdienstgrenze zu fordern.

Für die Studie, die Mitterlehner am Mittwoch im Familienausschuss des Nationalrats vorgelegt hat, wurden 1.000 ErstantragstellerInnen (840 Frauen, 160 Männer) befragt. Die Untersuchung widmet sich der Kurzvariante 12+2 (1.000 Euro pro Monat, jeweils bei Beteiligung beider PartnerInnen) und der einkommensabhängigen Variante (maximal 12+2 Monate, 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens, höchstens 2.000 Euro).

Väter überwiegend zwei Monate in Karenz

"Die neuen Kurzvarianten sind von Österreichs Eltern sehr gut angenommen worden", freute sich Mitterlehner in einer Aussendung. "Damit haben wir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert, die Wahlfreiheit erhöht und die Väterbeteiligung gesteigert." Letztere liegt laut der Evaluierung in den neuen Varianten bei 32,6 Prozent. Die Väter beteiligen sich demnach überwiegend (67,5 Prozent) für einen Zeitraum von zwei Monaten.

Wenn sich der Partner nicht am Kindergeld-Bezug beteiligt, seien primär finanzielle und berufliche Argumente ausschlaggebend: In diesem Fall würde die Beteiligung dem Vater laut den Befragten beruflich schaden (28,7 Prozent) bzw. wäre der Kindergeld-Bezug durch den Vater aus finanziellen Gründen nicht möglich (24,6 Prozent). "Die Unternehmen müssen weiter sensibilisiert werden, damit die Väter verstärkt die Möglichkeit haben, einen Teil der Kinderbetreuung zu übernehmen", meinte Mitterlehner.

Forderung nach Papa-Monat

Einen Papa-Monat forderte hingegen einmal mehr SPÖ-Familiensprecherin Gabriele Binder-Maier. Die Studie zeige eindeutig, dass Väter mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten. 55,4 Prozent der Väter hätten sich anlässlich der Geburt des jüngsten Kindes Urlaub genommen - für Binder-Maier ein "eindeutiges Indiz, dass Männer in dieser herausfordernden Anfangsphase ihre Partnerin unterstützen und am Familienleben teilhaben wollen". Auch die Betriebe müssten sich "den gesellschaftlichen Anforderungen stellen und Väterbeteiligung ermöglichen".

Die Grüne Familiensprecherin Daniela Musiol sah sich in Überlegungen ihrer Partei, die Varianten des Kindergeldes zu vereinfachen und auf ein Vollzeit- und ein Teilzeitmodell zu reduzieren, bestätigt. Um Benachteiligung am Arbeitsplatz entgegenzuwirken, wünschte sich die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner abermals einen "Rechtsanspruch der Väter auf einen automatisierten Papa-Monat".

Aufhebung der Zuverdienstgrenze

Die Freiheitlichen sprachen sich angesichts der Studie erneut für eine Aufhebung der Zuverdienstgrenze beim Kindergeld aus, Familiensprecherin Anneliese Kitzmüller stellte einen entsprechenden Antrag in Aussicht.

Die Studie zeigte u.a. auch, dass das einkommensabhängige Modell primär für unselbstständig erwerbstätige BezieherInnen interessant ist. Das Pauschalmodell hingegen scheine eher die Bedürfnisse der Selbstständigen zu treffen, heißt es. Für die einkommensabhängige Variante fiel die Entscheidung umso häufiger, je höher der Bildungsabschluss der BezieherInnen, je geringer die Kinderzahl und je höher das vorherige persönliche Einkommen war. (APA, 20.6.2012)