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So schauen Fußballfans aus

Dass die Fußball-Europameisterschaft der Männer nicht nur mehr selbige interessiert, scheint bei vielen MedienarbeiterInnen noch nicht angekommen zu sein. Da gab's nicht nur Stereotypenreiterei bei Puls 4, das während der Matches Gefühle für "Sie" und nach dem Match Action für "Ihn" programmiert hat. Oder unfassbar Peinliches auf Comedy Central, was den geilen ORF aber nicht vergessen macht.

Die aufgelegte Einblendung einer Frau, wenn ein ZDF-Kommentator "griechische Sehenswürdigkeiten nur noch außerhalb des Spielfeldes" sichtet, reiht sich da nahtlos ins sexistische Stickbild vom runden Leder ein. Das Beispiel macht besonders deutlich, wie selbstverständlich dieser Subtext weitergeschrieben wird: Dass Frauen, egal in welchem Kontext, für den sexualisierten Blick herhalten. Je mehr sie "sexy" Stereotypen entsprechen, umso wahrscheinlicher tauchen sie in der Berichterstattung auf - während die männlichen Fans in allen Größen und Formen daherkommen.

Medienleute, das da oben zum Beispiel sind auch weibliche Fans!

Foto: REUTERS/Paul Hackett

Pinke Hingucker

"Was Frauen schauen"? Libro weiß es: Chick Flicks. Und die sind anscheinend nicht einfach zu identifizieren. Damit sich die Libro-Kundin nicht gar so schwer dabei tut, hilft die Firma nach: Ein pinker Sticker weist den Weg in die gefühlszentrierten Gefilde der Romantic Comedies und damit in die Frauen-Komfortzone.

Sie können wählen zwischen "Der Womanizer" (der mit Sicherheit zum Schluss durch die Richtige gezähmt wird) und der "Frau des Zeitreisenden" (die, so rein gefühlsmäßig eingeschätzt, viel schmachten wird müssen) oder "Sex and the City" (wo endlich geheiratet wird).

FSK 16 oder 18-Filme dagegen sind nichts für die zartbesaiteten Geschöpfe, die gemein "Frauen" genannt werden. Nicht zu verwechseln mit "Kindern", auch wenn Libro Frauen für selbige hält. Wie sonst lässt sich so ein engstirniges Pink Labelling erklären, das Männer explizit aus dem RomCom-Universum ausschließt?

Foto: Userinnenfoto

Alle Vorurteile stimmen: Alkohol ist nicht die Lösung

Ausschlussumkehr: Rossbacher dagegen will seinen Likör vermännlichen, und das gleich "kompromisslos" samt kräftigem Prost auf Vorurteile. Wie jenes, dass Männer die s/kaufkräftigere Gruppe sind, nur noch nicht wissen, dass sie auch gern Mal zum Likörchen greifen dürfen, ohne gleich als "unmännlich" zu gelten? Weil "unmännlich" viel schlimmer ist, als jedes denkbare Vorurteil, das mit "kompromisslos männlich" assoziiert werden könnte?

Rossbacher gibt es nicht nur seit 1897, sondern schlägt sich Dank dem ach so zeitgemäßen Gendermarketing anscheinend auch die unternehmensphilosophische Schneise zurück ins vorvorige Jahrhundert.

Foto: Userinnenfoto

Platz da

Brumm, brumm, Platz da, hier kommen Peepshow, Pferdestärken, Platzer: Die 100. Wiederholung einer überholten Paarung überrollt uns da. Pornografisierte Frauenbilder und Kraftfahrzeuge. Für den Verkehr auf den Straßen fast gefährlich, so scharf sind die Geräte. Har har. Aber hier scheint es sowieso um eine andere Art von Verkehr zu gehen. Har har. Wir haben davon die Schnauze so voll wie das Einfallsoberstübchen der Verantwortlichen leer ist.

Foto: Userinnen-Screenshot

Liebe Alexandra Meissnitzer,

vielleicht schmeichelt es Sie persönlich, dass sie vom Erotik-Fachmann Manfred Baumann als Sexaufputz für die Firma Harreither ins Bild gesetzt wurden. Nach all den Jahren des züchtigen Daseins im österreichischen Ski-Zirkus, immer in voller Sport-Montur, mit Helm auf dem Kopf. Vielleicht ist es eine Art Befreiungsschlag. Wir verstehen Sie ja. Ein klitzlekleines Bisschen.

Nur ärgert es Sie denn gar nicht, dass die früheren - männlichen - Testimonials der Firma, ihre Sport-Kollegen Sykora und Vastic, ganze Sätze sprechen durften, und dabei ihre Klamotten anbehalten, weil man sie für voll nahm?

Sie dagegen, liebe Frau Meissnitzer, nimmt man nicht für voll, dafür als Vollweib. Und das muss kein redebefähigtes Subjekt sein, das muss nur Figur zeigen und rumstehen/-gehen. Schade, dass Sie das nicht auch so sehen. Aber wenigstens wissen Sie jetzt, dass Sie als Frau wahrgenommen werden. Oder als fescher Hintern. Jetzt besser?

Mit wohlgesonnenen Grüßen,
(bto/dieStandard.at, 3.7.2012)

P.S.: Vielen Dank an die UserInnen Brigitte, Heike, Vinzenz, Christina, Monika und Barbara für die diesmaligen Zitronen-Tipps!

Foto: Werbefoto Harreither/www.harreither.com