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Alltagsstress und die damit verbundene Zeitknappheit betreffen Frauen deutlich stärker als Männer. Zudem haben sie genug von den durch Medien- und Werbebildern produzierten Schönheitsidealen. Diese beiden Hauptergebnisse des 2. Frauenbarometers mit den Schwerpunkten Gesundheit und Wohlbefinden präsentierte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek am Freitag bei einer Pressekonferenz. Eingangs betonte sie, dass es gerade in den Sommermonaten, "in denen Badebekleidung angesagt ist, wichtig ist, die Frauen zu fragen, wie es mit dem Wohlbefinden in der eigenen Haut aussieht".

Das Körperbewusstsein betreffend sprechen die befragten Personen den Medien- und Werbebildern eine große Verantwortung zu: Bilder von perfekten Models in der Werbung wirken sich schlecht auf das Körpergefühl junger Menschen aus, ist eine breite Mehrheit der Antwortenden überzeugt - wobei Frauen dafür ein höheres Problembewusstsein an den Tag legen, immerhin sind es 67 Prozent im Vergleich zu 47 Prozent der Männer.

"Frauen und Männer haben die Nase voll von diesen Schönheitsidealen", führt die Frauenministerin aus und zeigt sich erfreut, dass am Freitag im Parlament eine stärkere Reglementierung bei "Schönheits-Operationen" beschlossen wird. Den propagierten Schönheitsidealen, die der Ministerin nach nichts mit der Lebensrealität zu tun haben, will sie mit der Kennzeichnung von bearbeiteten Werbefotos begegnen. Die Zustimmung der befragten Männer und Frauen für die Kennzeichnungspflicht ist hoch: 57 Prozent der Frauen und 50 Prozent der Männer halten dieses Instrument für "sehr geeignet".

Stress und Work-Life-Balance

Das Frauenbarometer hat außerdem ergeben, dass Frauen deutlich stärker von Alltagsstress betroffen sind als Männer. Immerhin: 62 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass sie pro Tag nicht mehr als eine Stunde für sich selbst zur Verfügung hätten - im Vergleich dazu meinten 49 Prozent der Männer, unter gleicher Zeitnot zu stehen. Frauen zwischen 30 und 49 Jahren haben am wenigsten Zeit zur Verfügung. "Frauen bewerten ihre Work-Life-Balance durchaus pessimistischer als Männer", summiert die SPÖ-Politikerin.

Die Konsequenz aus diesen Zeitangaben ist der Stressfaktor: Hier zeigt sich ein noch deutlicherer Unterschied zwischen den Geschlechtern. 46 Prozent der Frauen geben an, unter Stress zu leiden. Während bei den Männern 39 Prozent "sehr" oder "eher" unter Stress leiden, sind es bei den Frauen 53 Prozent. Die Frauenministerin führt dies auf die ungleiche Zeitverteilung der Reproduktionsarbeiten zurück.

"Ich erwarte mir, dass die Männer an sich arbeiten. Es ist höchste Zeit", mahnte die Ministerin. Die Väter pickten sich zu Hause die Rosinen heraus, der Rest bzw. Großteil der Alltagslast bleibe den Müttern bzw. Frauen. Heinisch-Hosek zieht daraus den Schluss, dass Männer weniger Überstunden in ihrer Erwerbsarbeit leisten sollen, um mehr zeitliche Ressourcen für Haushalt und der Kinderbetreuung zur Verfügung zu haben.

Unterstützung von den Grünen

Die Frauensprecherin der Grünen, Judith Schwentner, unterstützt in einer ersten Reaktion via Aussendung, die Forderung Heinisch-Hoseks nach einer Kennzeichnungspflicht von geschönten Werbefotos. Allerdings ortet sie Zweifel, "wie aussagekräftig so ein kleiner, bunter Punkt auf einem Werbeplakat tatsächlich ist. Denn was am Bild genau verändert wurde, darüber kann so ein Punkt keine Auskunft geben", meint Schwentner. Sie fordert daher, dass durch die Kennzeichnung klar hervorgehen solle, was geschönt dargestellt wird. "Irreführende Werbebilder, die Frauenkörper zeigen, die es in der Realität so gar nicht gibt, sollten jede einzelne Veränderung auflisten müssen", konkretisiert die Grüne Nationalratsabgeordnete ihre Forderung. (eks, dieStandard.at, 6.7.2012)