Ossiach - Keine Frage, Kirchenopern sind das Markenzeichen des Carinthischen Sommers. Mitunter aber auch eine recht zähe Angelegenheit. Kleine Bühne, eingeschränkte Sicht, ein Altar, dessen barocke Pracht hinter Bühnenaufbauten versteckt ist. Erlösung verspricht nur die Musik: Komposition, Stimmen, Orchester trösten über etwas hanebüchene Digest-Fassungen komplexer biblischer Thematiken hinweg.

Die am Donnerstag uraufgeführte Kirchenoper Sara und ihre Männer (Musik: Burno Strobl, Libretto: Peter Deibler) ist da keine Ausnahme. Wacker hat Deibler das Alte Testament mit Leihmutterschaft, Emanzipation und (religiöser) Toleranz aufgemöbelt. Eine Szene heißt tatsächlich Saras Burnout.

Darüber trösten bestens Strobls musikalische Wellen, thematische Wiederklänge, Überlagerungen, Vernetzungen hinweg - präzis interpretiert vom Instrumentalensemble Carinthischer Sommer unter der Leitung von Thomas Rösner.

Großartig auch die Stimmen: Mezzosopran Susannah Haberfeld als Sara (in bester Erinnerung ihr Ossiach-Debüt in Die Geburt des Täufers vor zwei Jahren); Alexander Kaimbacher (Tenor) als Pharao und Abimelech; allen voran Bibiana Nwobilo. Die Mezzosopranistin muss ihren Part als Hagar, Saras Magd, allerdings als Pippi-Langstrumpf-Lookalike singen und sich einmal einen Teddybären unters Kleidchen stopfen. Weil: schwanger! Das weiß man auch, weil der Altar (Ausstattung und Bühne: Gerhard Fresacher) vorübergehend mit Kinderwagen aller Fabrikate angerammelt ist.

 

Schlimm hat es diesbezüglich die heftig deklamierende Sprecherin Isabella Wolf getroffen, in ihrem Tropen-Outfit eher für eine Gastrolle in Daktari prädestiniert. Bedeutungsschwanger lässt sie am Ende Babypüppchen aus dem Plastiksack kollern. Einmal veranlasst sie Regisseur Manfred Lukas-Luderer, um Action bemüht, aufs Bühnengerüst zu klettern, wo sie sich ein Engelsflügerl wie eine Handtasche umhängt. Ein andermal lutscht sie ein Jolly-Eis.

Außer dass die Schokoladestücken im Mund die gestelzte Rede stören: warum eigentlich? Eiszeit zwischen Gott und Menschen? (Andrea Schurian, DER STANDARD, 14./15.7.2012)