Wien - EU-Kommissarin Viviane Reding macht es vor und ihre nationale Partnerin Gabriele Heinisch-Hosek will es ihr auf österreichischer Ebene gleichtun: Freiwillige Selbstverpflichtungen sind schön, aber wenig effektiv, es braucht eine Frauen-Quote. Reding kündigte für Herbst einen Gesetzesentwurf für eine europaweite Frauen-Quote in den Vorständen börsenotierter Unternehmen an. So weit ist es in Österreich noch nicht, Heinisch-Hosek erklärt aber im Interview mit der APA: "Ich glaube, dass eine Quote Tempo macht und Frauen in Führungspositionen hievt."

Zunächst sollen in der für Herbst angekündigten Gleichbehandlungsgesetzesnovelle Frauen-Förderpläne festgeschrieben werden. Mit der freiwilligen Selbstverpflichtung für staatsnahe Betriebe wurde in Österreich der erste Schritt gesetzt, so die Frauenministerin, aber: "Ich hätte natürlich gerne eine Quote für alle, auch in der Privatwirtschaft, weil ich glaube, dass eine Quote Tempo macht." Kommt die Verpflichtung auf EU-Ebene, "wäre das Wasser auf den Mühlen", zeigte sie sich erfreut. Gespräche hierzu führe sie seit ihrem Amtsantritt: "Es passieren ja Schritte", verweist sie auf die staatsnahen Unternehmen. Ein höherer Frauenanteil in den Chefetagen "wäre gut" für die Wirtschaft: "Derzeit lassen die Betriebe sehr viel Potenzial liegen."

In der anstehenden Novelle des Gleichbehandlungsgesetzes pocht Heinisch-Hosek auf die Aufnahme von Frauenförderplänen für Firmen. Die Ministerin verweist hier auf ihren kürzlich präsentierten Leitfaden, um die Betriebe zur Frauenförderung zu animieren. Ihrer Vorstellung nach sollen Betriebe mit mehr als 100 Mitarbeitern verpflichtend Frauenförderpläne erstellen und je nach Art des Unternehmens aus einer Reihe von Vorschlägen wählen. "Da herrscht bei der Wirtschaft nicht nur Freude. Ich will das", hielt die Frauenministerin jedoch fest. Die Wirtschaft solle die "Angst" vor Frauenförderung verlieren, meinte sie weiters.

Über Sanktionen nachdenken

Keine Rolle spielen werden bei dieser Novelle die seit dem Vorjahr ebenfalls verpflichtenden Einkommensberichte für mehr Gehältertransparenz. Hier wurde eine Evaluierung für 2014 ausgemacht, über etwaige Änderungen oder teils geforderte Sanktionen möchte sie erst dann nachdenken. Grundsätzlich werden die im Vorjahr beschlossenen Einkommensberichte gut aufgenommen, so die Ministerin.

"Die Einkommensgerechtigkeit ist ein Thema, das wird mich bis Ende der Legislaturperiode nicht verlassen", stellte Heinisch-Hosek fest. "Wenn wir bessere Vereinbarungsstrategien entwicklen, steigen Frauen früher wieder in den Beruf ein und die Einkommensschere schließt sich." Die Frauenministerin drängt daher auf das von ihr forcierte Modell zum Umbau der Familienförderung. Dieses würde es ermöglichen, dass bei den Unter-Dreijährigen in zwei Jahren das Barcelona-Ziel (eine Betreuungsquote von mindestens 33 Prozent, dies allerdings schon 2010) erreicht wird.

"Ich will skandinavische Verhältnisse"

In Zuge dessen will sie auch den Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr anbieten. "Wenn man diese Kraftanstrengung probiert, ist das ein Riesenschub nach vorne für die Familien", so Heinisch-Hosek, die betont, dass es ihr um keine "Pflicht", sondern um das "Recht" auf einen Platz geht. "DDR-Methoden - das liegt mir fern und der Vergleich ist nicht zulässig. Ich will skandinavische Verhältnisse, Mütter und Väter sollen es sich aussuchen können", so die Ressortchefin. Im Wahlkampf befinde man sich deswegen noch nicht, es sei aber "legitim", rechtzeitig auf Themen zu setzen, meinte sie zum Geplänkel über die Familienförderung mit der ÖVP in den vergangenen Wochen. (APA, 15.07.2012)