Die Gender-Box in der Eingangshalle des Villacher Hauptbahnhofs.

Foto: Bist du gender oder was? Barbara Rapp

"Sag mir das mal einer auf Deutsch", oder "Ich kann dieses Gender-Gelaber nicht mehr ab", "Keine Ahnung, nie gehört" und "Wenn wir aufhören zu Gendern, dann haben wir aufgegeben", sind Antworten, die die KünstlerInnen Barbara Rapp, Katrin Ackerl Konstantin und Martina Seidl hören, wenn sie Menschen mit den Wörtern "Gender" oder "Queer" konfrontieren. Was in fachspezifischen Kreisen umfassend diskutiert wird, oder etwa auch in Form von Gender-Budgeting in der Verfassung verankert ist, scheint, so Barbara Rapp, in der Bevölkerung noch gar nicht angekommen zu sein.

Diese Erfahrung habe sie bei einer Ausstellung zum Thema Geschlechterrollen im Herbst 2011 gemacht: Dort erfuhr sie, "dass die meisten Menschen die Kategorien 'Mann/Frau' und Schlagworte wie Gender-Mainstreaming oder Queer überhaupt nicht kennen", erklärt sie gegenüber dieStandard.at. Das habe sie neugierig gemacht und daraufhin die Idee der Gender-Box entwickelt. Die Box, mit der die Künstlerinnen eine Österreich-Tour geplant haben, fungiert als Installationsprojekt um herauszufinden, was Gender für die/den EinzelneN bedeutet. In diese sind alle eingeladen, die sich dazu äußern wollen. Mit einer "Aufklärungstour" habe das aber nichts zu tun, vielmehr eine Art "Research-Kunst-Tour" soll es sein, erklärt die Kärntner Künstlerin.

Finanzierung durch Crowdfunding

Das Kunst-Projekt "Bist du gender oder was?" basiert nicht nur auf inhaltlicher Ebene auf Grundlage des Mitmachens bzw. der Interaktion. Die Künstlerinnen setzen auch finanziell auf die Masse: Crowdfunding heißt das Zauberwort. Auf der Online-Plattform startnext.de tummeln sich zahlreiche solcher Projekte, die um die Finanzierung von Interessierten und SympathisantInnen buhlen: Die Kärntnerinnen wollen mit damit die Österreich-Tour der Gender-Box finanzieren. Stopps sind in Klagenfurt, Graz, Salzburg und Wien geplant, um möglichst viele Stimmen aus der Bevölkerung zu Gender und Queer einzufangen.

"Selbstverständlich haben wir auch öffentliche Zuständigkeiten bezüglich der Finanzierung kontaktiert", so Barbara Rapp. Nach einigen Absagen und dem Warten auf etwaige Zusagen sind die Aktivistinnen nun auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten.

Neugierig auf "Otto-NormalverbraucherInnen"

Das Ziel der Künstlerinnen ist "der Kontakt zu den Menschen und das Stillen ihres Durstes: Wir sind neugierig und möchten erfahren, was 'Otto-NormalverbraucherIn' zu den Schlagworten Gender-Mainstreaming, Queer und Co., weiß." Die subjektiven Impressionen der Bevölkerung werden anschließend gesammelt, dokumentiert und aufgearbeitet werden. "Neben den direkt weitergegebenen realen und virtuellen Rückmeldungen werden davon inspiriert, völlig neue künstlerische Arbeiten entstehen", ist die Kärntnerin überzeugt. (eks, dieStandard.at, 17.7.2012)