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Shirin Ebadi reicht es: Sie hat sich an die UN gewandt und die neueste Form der Frauendiskriminierung im Iran angeprangert.

Foto: APA/EPA/TANNEN MAURY

36 iranische Universitäten wollen im kommenden akademischen Jahr über 70 Bachelorstudiengänge ausschließlich einem Geschlecht, und zwar dem männlichen, anbieten, berichtet die britische Tageszeitung "The Daily Telegraph".

Ebadi: Verdrängung der Frauen politische Maßnahme

Für Friedensnobelpreisträgerin und Menschenrechtlerin Shirin Ebadi ist die offensive Frauendiskriminierung Anlass, die Vereinten Nationen in einem Brief an Generalsekretär Ban Ki Moon und Menschenrechtskommissarin Navi Pillay einzuschalten. "Es gehört zur aktuellen Politik der Islamischen Republik, Frauen in die private Sphäre ihrer Haushalte zurückdrängen zu wollen, weil sie ihre leidenschaftliche Präsenz in der öffentlichen Arena nicht tolerieren kann", schreibt Ebadi. So wolle man erreichen, dass Frauen ihren Widerstand aufgeben und ihre Rechte nicht länger einforderten.

Zu viele zu gut ausgebildete Frauen

In den letzten Jahren haben mehr Frauen als Männer ihren Abschluss an den iranischen Universitäten gemacht. 65 Prozent der Studierenden sind derzeit weiblich. Das steigende Bildungsniveau der Iranerinnen macht den islamischen Geistlichen auch deswegen Kopfzerbrechen, weil es zu einem Rückgang der Geburten- und Heiratsrate führt, so "The Telegraph". Laut Ebadi sei das Ziel hinter dem Frauenausschluss an den Unis, die Frauenquote auf 50 Prozent zurückzudrängen.

Durch die neue "Nur für Männer"-Richtlinie sollen Frauen nun von einer ganzen Palette an Studienrichtungen ausgeschlossen werden. Darunter fallen Nuklearphysik, Computerwissenschaft, Industriedesign, Englische Literatur, Hotelmanagement, Archäologie oder Betriebswirtschaft.

Rechtfertigung mit Herstellung von "Balance"

Kritik an der neuen, alten Form der Frauendiskriminierung hat sich auch innerhalb des iranischen Parlaments geregt, wo einige ParlamentarierInnen eine Stellungnahme des Wissenschafts- und Bildungsministers einforderten. Der rechtfertigte den Schritt mit Verweis darauf, dass 90 Prozent der Studien für Frauen sowieso offen blieben. Die "Nur für Männer"-Kurse brächten demnach eine nötige "Balance". (red/dieStandard.at, 21.8.2012)