"Nur für Mädchen" - die pinken Kinderüberraschungen.

Foto: Schreenshot www.kinderueberraschung.de / dieStandard.at

Diese Figuren aus dem "Winx-Club" finden die Konsumentinnen in der ersten Sonderreihe in ihren Eiern.

Foto: Schreenshot www.kinderueberraschung.de

Eine fixfertige Figur aus einem beliebten Kinder-Trickfilm, auf die nur mehr Gesicht und Outfit geklebt werden mussten. Oder ein Schiffchen, dessen kleine Teile beim ungelenken Öffnen der gelben Plastikkapsel in alle Winde verstreut wurden: Überraschungsei - du weckst Erinnerungen. Wir wussten nie, was uns erwartet - es gab nur eine Gewissheit: Die Schokolade schmeckt in jedem Fall.

Doch nun wird nichts mehr dem Zufall überlassen und die große Eier-Trennung ist erfolgt. Seit August werden Mädchen mit pinken Eiern gelockt, die ihnen suggerieren, dass sich im Inneren etwas verbirgt, was sie - als Mädchen - besonders toll finden. "Mädchen mädchengerecht" ansprechen, heißt es auf der Website, die die seltsame Geschäftsidee vorstellt und die mit dem Werbespruch "Ei love Rosa" Verbreitung findet.

"Trend bestätigt"

Als "Maßnahme" wird die pinke Linie in pädagogischem Ton bezeichnet, bei deren Begründung es erst richtig dreizehn schlägt: Erkenntnisse der Marktforschung hätten Kinder-Überraschung dazu "inspiriert". Die Marktforschungsergebnisse flüsterten der Firma Ferrero nun Folgendes zu: "Mädchen lassen sich heutzutage nicht mehr in nur eine Schublade stecken. Pink und Ponyhof ist ihnen genauso wichtig wie Fußball und Frauenpower. Eigene Erhebungen haben diesen Trend bestätigt."

Neben "klassischen Mädchensachen" gebe es auch Spielzeug zum Werfen, Puzzeln und Basteln. "Genau die Bandbreite, die Mädchen mädchengerecht anspricht und deren Individualität fördert." Für Ferrero sind Stereotype und Individualität offenbar kein Widerspruch. Mit der Betonung auf Letzterem lehnt sich Ferrero bei der angekündigten Sonderserie gleich ein weiteres Mal weit aus dem Fenster. 

Die Miniatur-Feen mit ihren "individuellen Fähigkeiten" aus der "zauberhaften Winx-Club"-TV-Serie werden den kleinen Konsumentinnen in der ersten Sonderserie untergejubelt. Die völlig identisch aussehenden Figuren mit riesigen Augen, Barbie-Körpern (nur etwas dünner), wallendem Haar und kokettem Schultereinsatz frequentieren nun neben dem Kinderprogramm auch noch die Mädchen-Überraschungsei-Linie.

Strenge Buben-Mädchen-Trennung

Angesichts der immer strenger werdenden Buben-Mädchen-Trennung bei Spielzeug, Kinderkleidung und sonstigen Produkten vermag eine weitere stereotypisierende Produktlinie gar nicht mehr zu überraschen. Doch derart plumpe Geschlechterklischees auch noch mit dem Anspruch von Vielfalt und Individualität zu verkaufen - das verdient zweifelsohne eine Zitrone. (beaha, dieStandard.at, 23.8.2012)