Wollte den Frauenmagazineinheitsbrei bunter machen und mit "ohne Models" in den Fotostrecken aufmischen: Die "Brigitte". Nach beinahe drei Jahren Versuchsanordnung kehrt man wieder zu den Profis zurück.

Foto: Cover Brigitte/dieStandard, Tombor

Den "Brigitte"-MacherInnen dämmert, dass "Ohne Models" für ein Frauenmagazin nicht annähernd so gut funktioniert wie "Bio" für Lebensmittel. Die Leserinnen lassen das altehrwürdige Blatt im Zeitungsregal links liegen und greifen lieber zum "Missy Magazine" oder den "an.schlägen". Oder halt zu einem Format mit viel mehr internationalem Glitzer wie "Cosmopolitan" (um den Wahrscheinlichkeiten ein wenig gerechter zu werden). Fest steht: Die Brigitte ist, auch mit glücklichen "Bio"-Fotosubjekten und "Ohne Models", nicht der erhoffte Verkaufsschlager.

Warum? Die Frauen von heute wollen keine Normalos sehen, wie sie die "Brigitte" im Jänner 2010 in den Modestrecken erstmals statt Profi-Models gezeigt hat. Tatsächlich?

Endlich wieder fake!

Die BlattmacherInnen des nach wie vor meistgelesenen Frauenmagazins in Deutschland gehen scheinbar davon aus, wenn sie als Konsequenz aus den stetig zurückgehenden Verkaufszahlen (seit fünf Jahren, nicht erst seit Einführung der Bio-Models) wieder Platz für die Profis machen. So, als ob die Frauen von heute ihre Weiblichkeitsmatrizen künstlich, retouchiert und fake, unerreichbar und überzeichnet sehen wollen.

Und die Chefredakteurinnen begründen diese Annahme im aktuellen Editorial auch mit Zitaten von Leserinnen wie folgendem: "Ich fühle mich manchmal von der Mode abgelenkt, wenn eine ganz normale Frau gezeigt wird. Und, ja, auch unter Druck gesetzt: Wenn die Frau von der Straße auf den Fotos in 'Brigitte' schon so schön aussieht, das macht einem ja Minderwertigkeitskomplexe...".

Keine Konkurrenz bitte

Mit einer Figur aus der Mode- oder Promiwelt (Stars sind die echten Knaller-Testimonials) konkurriert frau also nicht auf dieselbe Art wie mit einer gepimpten Ottilie Musterfrau von nebenan - nur war die in der "Brigitte" selten älter als 40 und brachte nie mehr als 70 Kilos auf die Waage! Das Bio-Model war eben nur Verarsche aus marketingtechnischem (Un-)Geschick heraus. Und erhielt vermutlich auch weniger Geld für die Fotos als ein "echtes" Model. Buh!

Andere Baustellen

Auch im Bereich des Möglichen, liebe Brigitte-MacherInnen, warum es mit der "Revolution" des Blattes die letzten Jahre nicht weit her war: Könnte es vielleicht an der Anbiederung an journalistisch beschämende Klatsch-Magazine liegen, die dem für Reportagen und solide Beiträge bekannten Magazin haarsträubend seichte Rubriken einbrachte? Bingo!

Mal sehen, ob bei der Qualität der Texte auch rangeklotzt wird, oder ob die Profi-Models richten sollen, was andernorts brach liegt. Denn passiert das nicht, wird die "Brigitte" in die ewigen Jagdgründe eingehen, und Frauenmagazin-Affine werden ihrer ab und zu gedenken wie einer guten alten "Freundin"..., ups, "Brigitte" eben. (bto, dieStandard.at, 11.9.2012)