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LagerlogistikerInnen arbeiten zumeist in dem Lager angeschlossenen Büros, nicht im Lager selbst, brauchen aber ein Überblickswissen über sämtliche Abläufe.

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Die meiste Arbeit passiert vor dem Computer - sei es das Ausstellen von Frachtbriefen und Transportpapieren, Kundendienst, Routenplanung oder Disposition.

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Trotzdem heißt es manchmal auch Ärmel aufkrempeln und mit anpacken.

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Die Abfertigung der Lkw vor der Auslieferung der Waren zu den KundInnen gehört ebenfalls zu den Tätigkeiten einer Lagerlogistin. Migrantinnen sind hier ob ihrer Fremdsprachenkenntnisse besonders gefragt.

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Auch blitzschnelles vernetztes Denken ist nötig, wenn ein Auftrag abzuwickeln ist. Frauen wird nachgesagt, das besonders gut zu können: "Telefonieren sie etwa mit einer Reederei in Kalkutta, dann überlegen sie im Geiste bereits, wie viel Ware sie dort im Lager haben, welches Verkehrsmittel sie für den Transport der Fracht brauchen und wo sie diese am Weg zwischenlagern können", sagt Trainerin Elfriede Kittler.

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Frauen von 20 bis 50+ interessieren sich für die Ausbildung zur Lagerlogistikerin. Frauen auf dem zweiten Bildungsweg können die Ausbildung mit Lehrabschluss in geförderten AMS-Lehrgängen absolvieren. Laut Trainerinnen kommen sie nach dem Abschluss rasch in guten Jobs unter.

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Und selbst, wenn es in der Praxis nur selten vorkommt: Auch Hochstapeln will gelernt sein.

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Fertig beladen stehen die Lastwagen des großen Waschmittelherstellers vor dem Lager zur Auslieferung bereit. Bevor es losgehen kann, müssen die Fahrer bei Ivana N.* im Büro vorbeischauen. Die ausgebildete Lagerlogistikerin und Speditionskauffrau ist für die Abfertigung der Lkw zuständig. Sie stellt den Fahrern die nötigen Papiere und Transportscheine aus. Viele von ihnen kommen aus dem Osten; mit ihnen verständigt sich Ivana N. leicht in ihrer Muttersprache Slowakisch. Noch ein letzter Check, dann starten die Motoren und los geht die Tour nach Tschechien, in die Slowakei und weitere osteuropäische Staaten.

Lehrabschluss im zweiten Bildungsweg

Bevor Ivana in ihrem jetzigen Beruf Fuß fasste, arbeitete sie in der Pflege. "Ein Bandscheibenvorfall zwang mich, meine Tätigkeit aufzugeben und mich nach einer Umschulung umzusehen", schildert sie. Beim Arbeitsmarktservice wurde sie auf die Ausbildung zur Lagerlogistikerin und Speditionskauffrau mit Lehrabschluss für Frauen im zweiten Bildungsweg aufmerksam. "In dieser Branche gibt es durch die Grenzöffnung eine große Nachfrage an fremdsprachigen MitarbeiterInnen. Mit dem AMS-Lehrgang konnte ich die Lehrabschlussprüfung für zwei Berufe gleichzeitig machen."

Anspruchsvoll fernab vom Stapler

Lagerlogistik spielt eine entscheidende Rolle in der Industrie und im Handel, bei Dienstleistungs- und Versorgungsunternehmen. Der Job sei anspruchsvoll und vielseitig und habe "keineswegs nur mit Staplerfahren und Paletten schlichten zu tun, wie der Name viele glauben macht", sagt Trainerin und Lagerlogistik-Fachfrau Christine Reiterer: "LagerlogistikerInnen arbeiten zumeist in dem Lager angeschlossenen Büros, nicht im Lager selbst, brauchen aber ein Überblickswissen über sämtliche Abläufe: von der Vorbereitung der Daten für den Spediteur über Produktbeschaffenheit, Verpackung, Disposition und Warenannahme, Routenplanung und Transportwege bis hin zur Verladung, Abfertigung und Ladegutsicherung. Strukturelles, vernetztes Denken, Kommunikationsfreude und die Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig planen und ausführen zu können sind in diesem Bereich sehr wichtig. Und es ist ein Job, wo man auch mal die Ärmel hochkrempeln und mit anpacken muss."

Frauen sehr gefragt

Vor allem Frauen seien in diesem Beruf sehr gefragt, da sie über viele der dafür nötigen Fähigkeiten verfügen: „In der Ausbildung schauen mich viele Frauen ungläubig an, wenn ich erkläre, dass jede von ihnen, die einen Haushalt führt, bereits ein Grundverständnis von Lagerlogistik hat: Sie muss überlegen, was sie braucht, macht also Bestandsaufnahme, schreibt eine Einkaufs- sprich Kommissionierliste wie bei der Bestellung eines Kunden, je nach Menge nimmt sie ein Wagerl oder einen Korb zum Transport, sie überlegt sich, wo was steht und nimmt den kürzesten Weg dorthin, sie bezahlt, also bucht die Ware auf, dann packt sie sie ein und lagert sie daheim. Das Frische wird nach hinten, das Ältere nach vorn geschlichtet - das ist nichts anderes als das Zusammenstellen eines Auftrags."

Derzeit liege der Anteil der Frauen in der Lagerlogistik in Österreich bei etwa 20 Prozent. Das AMS versuche, mit reinen Frauenlehrgängen verstärkt Frauen in Berufen unterzubringen, in denen sie noch unterrepräsentiert sind und gute Jobchancen vorausgesagt werden. Für Jugendliche ist auch der Weg über die Lehre direkt nach der Pflichtschule möglich. Der Verdienst einer Lagerlogistikerin liegt je nach Firma und Aufgabenbereich zwischen 1800 und 2500 Euro. "Migrantinnen, die noch dazu gut Deutsch sprechen, sind aufgrund ihrer Fremdsprachenkenntnisse besonders gut vermittelbar, da in den Lagern und als Lkw-Fahrer viele Zuwanderer beschäftigt sind", so Reiterer.

Ausbildung kein Honigschlecken

30 Wochenstunden sitzen die Frauen im AMS-geförderten Lehrgang. Ihre Vorbildung ist ganz unterschiedlich, von der Akademikerin bis zur Verkäuferin. Im Schnitt beginnen 24 Teilnehmerinnen die Ausbildung, etwa die Hälfte macht dann auch den Lehrabschluss, der zur Arbeit als Lagerlogistikerin, Speditionsfachkraft und Bürokauffrau berechtigt. Neben der Theorie sind drei Monate Pflichtpraktika in Spedition und Lagerlogistik vorgesehen, die sich die Frauen selbst organisieren müssen. "Im Idealfall geht ein Praktikum direkt in eine Beschäftigung über", sagt Trainerin Elfriede Kittler, die aktuell einen Lehrgang mit zwölf Frauen im Alter zwischen 20 Jahren und 50+ leitet.

"Die meisten Frauen kommen erfahrungsgemäß nach dem Abschluss sehr schnell in einem Betrieb unter", bestätigt auch sie. "Sie sind gefragt, weil sie vieles gleichzeitig und unter Zeitdruck erledigen können. Telefonieren sie etwa mit einer Reederei in Kalkutta, dann überlegen sie im Geiste bereits, wie viel Ware sie dort im Lager haben, welches Verkehrsmittel sie für den Transport der Fracht brauchen und wo sie diese am Weg zwischenlagern können."

Mit der Bezeichnung "LagerlogistikerIn" ist Kittler allerdings nicht glücklich, denn: „Das Bild vom Lager ist in der Öffentlichkeit ein sehr negatives und die Ausbildung ist zudem ja nicht auf die Lagerverwaltung beschränkt. Die AbsolventInnen sind mit dieser bürokaufmännischen Ausbildung vielseitig in der Büroorganisation und Warenverwaltung einsetzbar."

Breiter Inhalt

Die Inhalte des Lehrgangs reichen von wirtschaftlichem Grundwissen über Güter- und Zahlungsverkehr, Gewerbeordnung, Spedition und Transportwesen bis hin zu Marketing, Personalplanung, logistischen Prozessen und zum Staplerschein. Die eineinhalb Jahre Ausbildung seien für die Teilnehmerinnen kein Honigschlecken, erklärt Kittler: „Die Frauen sind Vollzeit eingesetzt; wenn sie nicht im Lehrgang sitzen, lernen sie oft bis spät in die Nacht, da der Stoff sehr dicht ist und viele daneben noch familiäre Verpflichtungen haben."

Ohne Rückhalt der Familie und geregelte Kinderbetreuung sei die Ausbildung kaum zu bewältigen, aber: „Es ist machbar!", so Kittler. „Die Frauen, die im zweiten Bildungsweg starten, wissen meist bereits sehr genau, was sie wollen, sind geschickte Netzwerkerinnen, gut organisiert und verfolgen ihr Ziel mit großem Engagement und Mut zur Veränderung."

Vollgas im Beruf gefragt

Dass auch der Beruf selbst mit weniger als Vollzeit kaum machbar ist, weiß Lehrgangsabsolventin Lena Zillek aus eigener Erfahrung. Nach der Ausbildung arbeitete die Mutter zweier Kinder ein Jahr in einer Spedition. Bevor sie nach Österreich kam, war sie Lehrerin für Sprachen und Literatur, sie hatte in der Ukraine Germanistik studiert und während dem Studium bereits Erfahrung im Büro einer Bauhandelsfirma gesammelt. "Es war jedoch nötig, meine Sprachkenntnisse durch Wirtschaftswissen zu erweitern, um hier einen guten Job zu bekommen." Die Kombination von Sprachen und Wirtschaft im AMS-Lehrgang habe da gut gepasst: "Es war alles neu, aber gerade das war für mich eine Herausforderung und hat großen Spaß gemacht."

Ihre Praktika absolvierte Lena im Frachtbereich der DDSG und im Lager eines großen Baumarktes, wo sie für Warenübernahme und Lieferungen zuständig war. „Nach dem Abschluss fand ich einen guten Job in einer Spedition, wo ich unter anderem Frachtbriefe ausstellte und mein Russisch und Ukrainisch gut brauchen konnte. Multitasking, Organisationstalent und spontan Lösungen zu finden war dort sehr gefragt." Der Job sei sehr abwechslungsreich gewesen, jedoch: "Man musste Vollgas geben, was mit zwei Schulkindern schwierig war. Teilzeit zu arbeiten war dort nicht möglich, also habe ich einen Teilzeit-Bürojob in der Baubranche angenommen. Auch hier kann ich das Gelernte neben den Sprachen gut brauchen." (isa, dieStandard.at, 17.9.2012)

(* Name der Redaktion bekannt)