SPÖ-Frauen in Wien-Ottakring bei ihrer Aktion zum diesjährigen Equal Pay Day.

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"Unhappy Hour" hieß es bei den Grünen Frauen am Donnerstagnachmittag.

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Frauen in Österreich verdienen noch immer deutlich weniger als ihre Kollegen: Männer haben bis zum Equal Pay Day 2012, der in diesem Jahr österreichweit auf den 6. Oktober fällt, bereits so viel verdient, wie Frauen erst zu Jahresende auf dem Konto verbucht haben werden.

Bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung erhalten Frauen laut Berechnung der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich 23,7 Prozent weniger Gehalt als Männer - rechnet man Teilzeit- und atypisch Beschäftigte hinzu, sind es sogar 40 Prozent. Damit liegt Österreich im EU-Vergleich nunmehr an vorletzter Stelle. Weiter klafft die Schere nur noch in Tschechien auseinander.

Doch es ist nicht nur der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen, der jedes Jahr annähernd gleich bleibt. Parteien und Organisationen wie die AK, der ÖGB und Wirtschaftskammer nehmen den Tag stets zum Anlass, um ihre Forderungen zu erneuern.

Lohnunterschied als "Armutszeugnis"

Es sei "ein Armutszeugnis, dass wir im Jahr 2012 noch immer Lohnunterschiede von 23,7 Prozent haben", sagte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Der Equal Pay Day finde heuer zwar drei Tage später als im vergangenen Jahr statt, trotzdem gebe es genug zu tun. Geht es nach Heinisch-Hosek habe die Politik ihre Hausaufgaben gemacht - nun seien die Unternehmen am Zug. Dennoch schlägt sie erneut ein Rezept vor, um Lohngerechtigkeit zu erreichen: mehr Transparenz. In einer gemeinsamen Aktion mit den SPÖ-Frauen in Wien-Ottakring unterzog Heinisch-Hosek die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen einem Reality-Check und lud PassantInnen zu einer Gehaltsoffenbarung.

Die unglückliche Stunde

Für die Grünen war der diesjährige Equal Pay Day Anlass, für Frauen eine "Unhappy Hour" zu veranstalten. Zudem forderten die Grünen Frauen mit Bärten maskiert vor der Universität Wien: "Mehr Geld für Frauen, sofort!" Die grüne Frauensprecherin Judith Schwentner verlangt einen gesetzlichen Mindestlohn und Einkommensberichte, die verpflichtend mit Frauenförderung verknüpft werden. Vor allem bei den Einkommensberichten sei noch viel zu tun. Es brauche klare Vorgaben, wirksame Kontrollen und eine Verpflichtung zur Beseitigung von Missständen, so Schwentner.

BZÖ und ÖGB: Mindestlohn

Ein Vorschlag zur Beseitigung von Missständen kam am Donnerstag vom BZÖ: Frauensprecherin Martina Schenk forderte einen gesetzlichen Mindestlohn von 1.500 Euro brutto. "Die Leistungen der österreichischen Frauen müssen sich endlich bezahlt machen. Es ist eine Ungerechtigkeit, dass die Mindestsicherung schon bald mehr ausmacht, als viele Frauen mit ihrer Arbeit verdienen", erklärte Schenk via Aussendung.

Auch die ÖGB-Frauen legten in Sachen Mindestlohn nach: Angesichts der Krise und der starken Teuerung fordert ÖGB-Frauenvorsitzende Brigitte Ruprecht ebenso einen Mindestlohn von 1.500 Euro. Angesichts der Einkommensschere müsse man Frauen raten, ja nicht zu Hause zu bleiben, sondern ihr Leben lang Vollzeit zu arbeiten, um nicht in der Pension in die Armutsfalle zu tappen. Denn die künftige lebenslange Durchrechnung und das Pensionskonto würden die Lage der Pensionistinnen weiter verschlechtern, ergaben Berechnungen der ÖGB-Frauen.

Für FPÖ ist Ungleichbehandlung ein "Mythos"

Gänzlich anders schätzt die FPÖ die Lage ein. Für die Frauensprecherin Carmen Gartelgruber hat sich die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern inzwischen als "Mythos" herausgestellt. Es sei klar belegt, dass die bereinigten Einkommensunterschiede (der Vergleich von Frauen und Männern bei gleicher Qualifikation und gleichen Voraussetzungen) "nicht existent oder marginal" seien. Verbesserungsbedarf ortet die FPÖ jedoch bei den Angeboten an Kinderbetreuung.

"Keine weiteren Belastungen"

AK-Präsident Herbert Tumpel forderte, dass die Betriebe Frauen und Männern die gleichen Zugangschancen zu den verschiedenen Berufen eröffnen sollen und frauendominierte Berufe besser bewertet werden. Qualitativ hochwertige Betreuungsplätze müssten dringend ausgebaut werden, ebenso rasch müsse die Beteiligung der Väter an der Kinderbetreuung gefördert werden. Zudem sprach sich Tumpel für eine verpflichtende Frauenquote in Aufsichtsräten aus.

Das würde "weitere Belastungen für Betriebe" bedeuten, kritisierte WKÖ-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser die Vorschläge Tumpels. Die Wirtschaft habe in den vergangenen Jahren eine Reihe von Belastungen wie Einkommensberichte, Lohnangaben in Stelleninseraten und höhere Strafen akzeptiert, "nun reicht es", so Hochhauser. Außerdem habe sich der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen "stark verringert". (APA/red, dieStandard.at, 5.10.2012)