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Wenn mehr Männer in Karenz gehen, bringt das auch den Frauen etwas: Sie werden dabei unterstützt, den Zeitpunkt selbst bestimmen zu können, wann sie wieder in den Job einsteigen wollen, sagt Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek.

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Ein cooler Typ mit Dreitagebart durchwühlt seine DJ-Tasche. Die nächste Nummer wird über Erfolg oder Niederlage des Abends entscheiden. Dann greift er in einem genialen Einfall zum Alltime-Hit "Schlaf, Kindlein schlaf", und noch während sich die Scheibe auf dem Plattenteller dreht, schlummert das kleine Baby schon friedlich in seinem Gitterbettchen.

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Es ist ein Traum von einer Väterkarenz, den das Frauenministerium im Rahmen der Bewusstseinskampagne "Echte Männer gehen in Karenz, Volume II" da in Szene gesetzt hat. Der DJ im Kinderzimmer, der sein vorheriges Leben mit durchgemachten Party-Nächten durch seine Vaterschaft nicht vollständig aufgeben muss, ist das neue Testimonial ihrer Werbelinie. Künftig sollen Inserate, Väter-Pappfiguren und besagter Image-Film mehr Männer dazu animieren, in Väterkarenz zu gehen.

Männeranteil zu gering

Der Männeranteil bei den KindergeldbezieherInnen beläuft sich derzeit (September 2012) auf 4,7 Prozent. Das ist weit unter den angestrebten 20 Prozent, die sich PolitikerInnen vor gut zwei Jahren bei der Einführung der kürzeren Kindergeld-Varianten erhofften. Immerhin ist der Väteranteil bei diesen Varianten aber überdurchschnittlich hoch - mit 10,8 Prozent (1.000 Euro, 14 Monate) beziehungsweise 8,6 Prozent (einkommensabhängig, maximal 1.800 Euro, 14 Monate) liegt er deutlich über dem Durchschnitt.

Doch für die Frauenministerin ist das nicht genug. Schon vor zwei Jahren initiierte sie eine Väterkarenz-Kampagne - mit großem Erfolg, wie sie am Montag bei einer Pressekonferenz verkündete. Kurz nach der Kampagne mit dem "Biker-Vater" stieg die Zahl der Kindergeld-Bezieher tatsächlich an, doch im vergangenen Jahr gab es wieder einen Rückfall.

Eine Reihe von Gründen seien dafür verantwortlich. Ein Grund liege in der Skepsis der Unternehmen, vornehmlich der Klein- und Mittelbetriebe, die den Ausfall von MitarbeiterInnen fürchten. In Zeiten der Krise sei in der Gesellschaft zudem eine Rückkehr zu traditionellen Rollenmodellen zu beobachten, gab die Frauenministerin zu bedenken. "Es bringt aber nichts, in ein Sicherheitsnetz zu gehen, das gar nicht mehr existiert", so Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Sie wünschte sich von der Wirtschaft den Ausbau von Arbeitsmodellen, die es beiden Eltern ermöglichen, zu arbeiten und für die Familie da zu sein.

Zahlenverwirrung

Das Familienministerium stellte am Montag die Aussagekraft der aktuellen Zahlen in Frage. Laut ihrer Zählung, die sie mit Datenmaterial der Gebietskrankenkassen Niederösterreich durchführen, belaufe sich der Anteil von Karenzvätern auf 17 Prozent. Im Familienministerium wird gemessen, wie viele Väter jemals (innerhalb eines Zeitraums von 36 Monaten) Kindergeldbezieher waren. Ein Grund für die hohe Diskrepanz zwischen Monatsschnitt und Verlauf pro Kind könnte sein, dass Väter grundsätzlich viel kürzer Kindergeld beziehen und damit in den Monatsanalysen nicht mitgerechnet werden. Männer beziehen in Österreich durchschnittlich zwei bis drei Monate Kindergeld. (freu, diestandard.at, 12.11.2012)