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Im Jahr 2011 erreichte die Weltbevölkerung erstmals die Sieben-Milliarden-Grenze. Die derzeitige weltweite Fertilitätsrate beträgt 2,45 Kinder pro Frau. Damit die Weltbevölkerung konstant bleibt, wäre eine Rate von 2,04 nötig.

Foto: AP/Rajanisch Kagade

Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass eine Frau selbst entscheiden kann, wie viele Kinder sie in ihrem Leben bekommen will. Doch in vielen ökonomisch schlechter gestellten Regionen der Erde ist genau das Gegenteil der Fall.

222 Millionen Frauen ohne Verhütung

In weiten Teilen Afrikas und Zentralasiens kämpfen vorrangig Frauen immer noch um einen adäquaten Zugang zu Verhütungsmitteln und um medizinische Versorgung, wenn sie ein Kind erwarten. Der aktuelle UN-Weltbevölkerungsbericht geht davon aus, dass weltweit nach wie vor 222 Millionen Frauen keinen Zugang zu Verhütungsmitteln haben.

Dabei sind die Anzahl der Kinder und die körperlichen Verfassung der Mütter ein zentraler Punkt bei der Entwicklung eines Landes. Bekommen Frauen später und weniger Kinder, sind diese in der Regel besser versorgt und auch die Mütter sind gesünder. Weniger Kinder in einer Familie heißt auch mehr Ressourcen für Bildung, Erwerbstätigkeit und damit ökonomische Unabhängigkeit von Frauen und Mädchen.

Familienplanung als Menschenrecht

1994 einigten sich über 170 Staaten der Erde darauf, Familienplanung als Menschenrecht zu definieren. Dieses Recht soll nicht nur Frauen dabei helfen, über ihre Familiengröße selbst zu bestimmen, sondern auch ungewollte Schwangerschaften und damit geschätzte 40 Millionen Abtreibungen sowie die nach wie vor hohe Müttersterblichkeit in den betroffenen Ländern zu verringern. Zum Vergleich: Während in Österreich vier von 100.000 Lebendgeburten tödlich für die Mutter enden, sind es im afrikanischen Tschad 1.100.

Der UN-Bericht beleuchtet zudem das große Problem der unsicheren Abtreibungen, die aufgrund von restriktiven Abtreibungsgesetzen und mangelnder medizinischer Versorgung durchgeführt werden. Fast 22 Millionen Abbrüche werden jährlich unsicher durchgeführt. Besonders oft geschieht dies bei jungen Frauen, die 40 Prozent der unsicheren Abtreibungen erleiden müssen.

Bei der Präsentation des Weltbevölkerungsberichtes verwies SP-Abgeordnete Petra Bayr darauf, dass Familienplanung die wirksamste und kosteneffektivste Maßnahme zur Armutslinderung sei. Laut aktuellen Berechnungen wären pro Jahr 8,1 Milliarden US-Dollar (6,38 Milliarden Euro)
nötig, um weltweit allen Frauen Verhütung und die dazu nötige Gesundheitsbetreuung zur Verfügung zu stellen. Derzeit werde rund die Hälfte dessen investiert.

Schrumpfende Geldmittel

Hierbei ist interessant, dass Österreich die Mittel für den Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) im Jahr 2012 nahezu gestrichen hat. Flossen bisher rund 1,1 Millionen Euro in die Projekte und Förderungen des Fonds zur Durchsetzung reproduktiver Rechte, sind es 2012 nur mehr 1.000 Euro, die das Außenministerium überweist. Dort argumentiert man mit einer Umschichtung der finanziellen Mittel zu einer weiteren UN-Einrichtung, der UN-Women. Ein genauer Blick auf die Finanzierung dieser Stelle zeigt jedoch, dass sie 2012 mit 600.000 Euro gefördert wurde, was lediglich einer Mittelerhöhung von 150.000 Euro im Vergleich zu 2011 entspricht.

Gespart wird in Österreich auch ganz allgemein bei der Entwicklungszusammenarbeit. Die parlamentarische Gruppe für reproduktive Gesundheit und Entwicklung, der auch Bayr angehört, kritisiert, dass Österreich weit weniger Entwicklungshilfe zahlt, als im Rahmen der UN-Milleniumsziele vereinbart wurde. Eigentlich sollten 0,51 Prozent des Bruttonationalproduktes für die Erreichung dieser Ziele aufgewendet werden, tatsächlich sind es 0,27 Prozent. Die Gruppe appelliert an die Industrieländer, ihr Bekenntnis zum Menschenrecht Familienplanung nun endlich auch mit Taten zu unterstützen. (freu, dieStandard.at, 15.11.2012)