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Seit es die Möglichkeit der kostenlosen, anonymen Geburt gibt, ist die Zahl der Kindstötungen unmittelbar nach der Geburt in Österreich gesunken.

Foto: REUTERS/LUCAS JACKSON

Wien - Die Einführung der "anonymen Entbindung" in Österreich war offenbar eine sinnvolle Maßnahme: Eine Studie der MedUni Wien hat herausgefunden, dass es seit 2001 zu einer starken Senkung der Rate der Kindestötungen innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Entbindung gekommen ist. 

Kindstötungen um mehr als 50 Prozent zurückgegangen

Die WissenschafterInnen verglichen in der Studie, die soeben im "International Journal of Obstetrics and Gynaecology" veröffentlicht wurde, die Häufigkeit der Tötung von Säuglingen in Österreich in den Jahren 1991 bis 2001 mit jener im Zeitraum 2002 bis 2009. Im Jahr 2001 wurde in Österreich auf gesetzlicher Basis die Möglichkeit geschaffen worden, dass Frauen anonym und auch kostenfrei im Spital entbinden können.

Die Resultate zeigten eine Reduktion der Neugeborenen-Tötungen um mehr als die Hälfte nach Einführung der "anonymen Geburt". Die Zahl der Fälle sank von 7,2 Fällen pro 100.000 Geburten auf 3,1 Fälle pro 100.000 Geburten.

Knick bei Kindstötungen

Die Studie und die Ergebnisse sind eigentlich ein Zufallsfund. Im Rahmen einer Langzeit-Untersuchung der Kindestötungen bis zum 18. Lebensjahr war den WissenschafterInnen der "Knick" in Österreich bei den Zahlen für die Neugeborenen aufgefallen. Sie suchten nach einer Erklärung dafür.

Anonyme Geburt häufiger als Babyklappe

Die anonyme Entbindung wird in Österreich viel häufiger genutzt als die "Baby-Klappen": Jährlich kommt es hierzulande zu 30 bis 40 anonymen Entbindungen. Hingegen werden jedes Jahr nur zwei bis drei Neugeborene in der Babyklappe abgelegt.

"Babyklappen in der Theorie gut"

Eine Schlussfolgerung wagt John Thorp, stellvertretender Chefredakteur der Fachzeitschrift: "Die Resultate zeigen die positiven Auswirkungen der Möglichkeit zur anonymen Entbindung. Präventionsmaßnahmen und 'Baby-Klappen' sind zwar in der Theorie gut, scheinen aber Mütter, die während Schwangerschaft und Entbindung buchstäblich allein bzw. allein gelassen waren, nicht ausreichend zu stützen." (APA, 5.12.2012)