Rachel Raspe bei ihrem Auftritt in "La France a un incroyable Talent".

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"Was ist Ihr Talent?", fragt Juror Dave die 24-jährige Rachel in der französischen "Supertalent"-Ausgabe. "Der Gesang", lautet die freundlich-schüchterne Antwort der Kandidatin. Die Erwartungen des Publikums an die kommende Performance liegen angesichts der adrett frisierten und klassisch gekleideten jungen Frau irgendwo zwischen "My heart will go on" von Celine Dion und einem Hit von Beyoncé - doch stattdessen entpuppt sich die Kandidatin als Metal-Sängerin, die so erdig grölen kann, dass sich selbst Regan, die besessene Hauptfigur aus "Der Exorzist", vor Ehrfurcht verneigen würde:

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Raspe gab bei der Show eine Coverversion des Songs "Emma-O" der Schweizer Death Metal-Band Sybreed zum Besten. Nachdem die Sendung Ende November im französischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, mutierte ihr Auftritt zu einem Klick-Hit auf diversen Video-Portalen. In der Show kam sie eine Runde weiter, dann war Schluss. Der Sender empfinde ihr musikalisches Universum als "zu gewalttätig" für das Publikum, beklagt Rachel Aspe in ABCNews. Für Metal hegt die Kindergarten-Pädagogin seit ihrer Schulzeit eine Leidenschaft.

Raspe gibt die Metal-Sängerinnen Angela Gossow von der schwedischen Formation "Arch Enemy" und Alissa White-Gluz von "Agonist" als ihre Vorbilder an. Im medialen Mainstream sind diese Musikerinnen freilich nicht bekannt.

Ob das französische TV-Publikum von dem Auftritt wirklich "geschockt" war, wie mancherorts skandalisierend gerufen wurde, darf bezweifelt werden. Vielmehr durfte es sich über fünf Minuten ungewöhnliche Fernsehunterhaltung freuen. Bei den Metal-Fans, die sich im Netz äußerten, fiel die Beurteilung der Gesangsleistungen von Raspe übrigens mehrheitlich positiv aus. "She's so metal she rusts in the shower", hieß es in einem Forum. Wer sollte sich da an Haarreifen und Lipgloss stören? (freu, dieStandard.at, 5.12.2012)