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Eine Hauptschule in Litschau "sorgt" sich um das Technik-Interesse von Mädchen.

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Der "Warnhinweis".

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Bemühungen, mehr Mädchen die Scheu vor Technik zu nehmen, gibt es zuhauf. Die These: Frauen würden von klein auf weniger mit technischen Inhalten konfrontiert, ihr Interesse werde weniger stark gefördert als jenes der Buben, und irgendwann begännen sie, sich den Umgang mit Technik nicht mehr zuzutrauen - und diese Angst müsse man ihnen nehmen.

Eine kleine Hauptschule im niederösterreichischen Litschau geht einen anderen Weg. Im Aufnahmebogen für die Hauptschule, auf dem angekreuzt werden muss, ob das Kind in den nächsten vier Jahren Technisches Werken oder Textiles Werken belegen wird, warnt die Schulleitung vor voreiligem Technik-Übereifer der Schülerinnen: "Beachten Sie bitte die Fähigkeiten Ihres Kindes", heißt es hier, noch geschlechtsneutral. Und weiter: "Die Praxis hat gezeigt, dass die Mädchen im Technischen Werken oft überfordert sind!"

"Weil die beste Freundin hingeht"

Die "Mahnung" der Schule sorgte in diversen sozialen Medien für Aufregung. Direktor Franz Modliba kann das im dieStandard.at-Gespräch nicht verstehen: Den Warnhinweis gebe es seit Jahren, überdies "hat das noch kein Mädchen abgeschreckt". Der Direktor, der selbst "jahrzehntelang" Technisches Werken unterrichtet habe, steht zu dem umstrittenen Satz, denn es gebe eben Mädchen, "die nur in Technisches Werken gehen, weil die beste Freundin hingeht - und die tun sich dann schwer". Das sei allerdings eine geringe Zahl - "von zehn Mädchen eines".

Auf die Frage, ob es auch Buben gebe, die mit Textilem Werken besser beraten wären, meint Modliba: "Natürlich gibt es auch unbegabte Buben." Aber bei den männlichen Schülern sei das Interesse an Textilem Werken eben nicht so ausgeprägt, "darum stellt sich die Frage nicht: Die Burschen gehen von Haus aus in Technisches Werken, da gibt es keine Wahl. Die Wahl gibt es nur bei den Mädchen."

Eine geschlechtsneutrale Formulierung der Empfehlung zieht der Direktor jedenfalls nicht in Erwägung. Dass er einen Warnhinweis für Eltern technisch wenig begabter Buben anbringen könnte, hält Modliba ebenfalls für wenig sinnvoll. Das zu entscheiden sei "Aufgabe der Eltern, nicht der Lehrer". (Maria Sterkl, dieStandard.at, 11.12.2012)