Karola Niederhuber als "Die Schmerzmacherin" Amy im Theater Drachengasse.

Foto: Hannes Salat

Der Einzelne bleibt in einer auch noch so reglementierten und kontrollierten Gegenwart allein und schutzlos. Diese Erfahrung macht die Protagonistin Amy (24) in Marlene Streeruwitz' vielbeachtetem Roman Die Schmerzmacherin (erschienen 2011 bei S. Fischer und auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises genannt).

Wie viele Heldinnen der Autorin erleidet auch Amalie Schreiber sukzessive schweren Kontrollverlust; er hebelt ihr Selbstverständnis als souveränes Subjekt allmählich aus. Der Effekt der von ihr gewählten Ausbildung zur Sicherheitsexpertin verkehrt sich paradoxerweise ins Gegenteil.

In einer Inszenierung von Alex. Riener wird das alles jetzt auf der Bühne kenntlich. Eine Theaterfassung von Eva Schörkhuber hatte soeben als Koproduktion der Gruppe dielaemmer und dem Theater Drachengasse ebenda Uraufführung: Umgeben von vier leider kaum bespielten Leinwänden (Bühne: Hannes Salat) steuert Karola Niederhuber mit physischer Vehemenz solo durch den Monolog. Je körperlicher, kampflustiger sie dabei in ihrer Sportjacke wird, desto deutlicher wird ihre Schutzlosigkeit.

Nachvollziehbar wird der Roman-Plot in dieser dramaturgischen Verknappung freilich nicht. Die Koordinaten der prekären Lage Amys (Zerwürfnisse ihrer Herkunftsfamilie, Fehlgeburt, dubiose Firma etc.) bleiben unausgesprochen, sodass ihr Opferstatus weitgehend mysteriös wirkt. Spürbar bleibt ihr von der Welt torpedierter Kampf um Eigenständigkeit, begleitet von aufregend-störrischen musikalischen Interventionen Birgit Michlmayrs. (afze, DER STANDARD, 14.12.2012)