Bild nicht mehr verfügbar.

In der Verwaltung beim österreichischen Bundesheer liegt der Frauenanteil bei 30 Prozent, bei Soldatinnen im Berufskader bei lediglich zwei Prozent.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Frauenministerin Heinisch-Hosek und Verteidigungsminister Darabos sind sich einig: für ein Profi-Heer, gegen eine Wehrpflicht für Frauen.

Foto: BKA/Regina Aigner

In wenigen Wochen - genauer am 20. Jänner - wird die österreichische Bevölkerung zur Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht befragt. In der Frage, welche Rolle Frauen in einem möglichen zukünftigen Berufsheer einnehmen könnten, zeigten sich Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Verteidigungsminister Norbert Darabos in einer gemeinsamen Pressekonferenz am Montag einig: Künftig sollen mehr Frauen die Karriereleiter beim Militär erklimmen, so der Wunsch der beiden SP-PolitikerInnen.

"Falsche Rollenbilder" ablegen

Jedoch: "Das österreichische Bundesheer stellt nach wie vor eine klassische Männerdomäne dar", wie Darabos konstatiert. Allerdings ist Heer nicht gleich Heer - denn während in der Heeresverwaltung der Frauenanteil bei 30 Prozent liegt, beträgt der Anteil von Soldatinnen im Berufskader nur zwei Prozent. Angesichts der Tatsache, dass Frauen die Mehrheit des hiesigen Bevölkerung stellen, stellt dies für den Verteidigungsminister "ein Armutszeugnis" dar.

Ein Mitgrund für diese ungleiche Verteilung seien "falsche Rollenbilder": Mut, Stärke, Entschlossenheit, Kameradschaft - Eigenschaften, die das klassische Bild des Soldaten prägen und vornehmlich Männern zugeschrieben werden, halten noch immer als Auschließungsgrund für Frauen her, kritisiert Darabos, der diesen Umstand als "klischeehaft vernebelt" zurückweist.

"Neue Potenziale"

Als wesentlichste Ursache für den hiesigen Frauenmangel im Berufskader sieht der Minister die geltende allgemeine Wehrpflicht: "Im jetzigen System wird kein Wert darauf gelegt, dass Frauen zum Heer gehen. Ein Arbeitgeber, der automatisch 23.000 Arbeitskräfte im Jahr auf's Aug gedrückt bekommt, muss nicht intensiv nach Personal suchen und der bemüht sich auch nicht um neue Potenziale", so Darabos in Hinblick auf die jungen Männer, die regelmäßig pflichtweise einrücken müssen.

Damit hinke Österreich anderen Armeen in Europa aus Gender-Perspektive klar hinterher. So beträgt der Frauenanteil beim Militär in Irland rund sechs Prozent, in Deutschland zehn, gefolgt von Tschechien mit elf Prozent. Spitzenreiter sind Schweden (15 Prozent), wo erst 2010 die Umstellung auf eine Berufsarmee erfolgte, und Ungarn, das eine Soldatinnen-Quote von gar zwanzig Prozent aufweist. Der Blick über die österreichischen Grenzen belege also, dass der Umstieg auf ein Profi-Heer mit einer Freiwilligen-Komponente einen signifikant höheren Frauenanteil ins österreichische Bundesheer bringt, zeigt sich der SP-Verteidigungsminister überzeugt. 

Nein zur weiblichen Wehrpflicht

Dass das Profi-Heer kommt, davon gehen sowohl Darabos als auch Heinisch-Hosek fest aus - schon aufgrund des Umstands, dass ab 2015 die allgemeine Wehrpflicht aufgrund sinkender Geburtsraten nicht mehr aufrecht zu erhalten sei.

Als Ziel strebt Darabos bis 2015 einen Soldatinnen-Anteil von sechs Prozent beim Bundesheer an, langfristig sollen es bis zu 15 Prozent werden, was etwa dem derzeitigen Frauenanteil bei der Polizei entsprechen würde. Eine Wehrpflicht für Frauen lehnt Darabos ab - für ihn gilt die Freiwilligkeit als "oberstes Prinzip". Denn solange die gesellschaftlichen Lasten ungleich und zu Ungunsten der Frauen verteilt seien, würde ein Pflichtdienst eine weitere Schlechterstellung bedeuten - "für mich ein No-Go", so Darabos.

Auch für die Frauenministerin ist klar: "Ich lehne eine Wehrpflicht für Frauen vehement ab." Aus frauenpolitischer Sicht sei es nötig, zum einen das Berufsbild der Soldatin attraktiver zu machen - mit dem "Sicherheitsdienstleister" Heer als einem der größten Arbeitgeber im Land -, zum anderen die "historisch gewachsenen und einschlägig konnotierten Strukturen, die das Bundesheer ausmachen" aufzubrechen.

Das freiwillige Sozialjahr sei indes kein Alternativangebot für Frauen zum Militär. "Wir wollen beides: Profis beim Heer und Profis im Sozialbereich. Das freiwillige Sozialjahr soll eine Chance für Männer und Frauen sein. Unser Ziel ist es daher: mehr Frauen zum Heer und mehr Männer in Sozialberufe", so Heinisch-Hosek.

"Realer Sicherheitsgewinn"

Den beiden MinisterInnen zufolge können sich laut einer IFES-Studie etwa 20.000 Frauen eine Karriere beim Bundesheer vorstellen - die Hälfte davon seien "High Potentials", sprich gut ausgebildete Frauen mit Matura oder Hochschulabschluss.

Doch nicht nur die Frauen, sondern auch das Heer selbst würde von mehr Chancengleichheit profitieren: Gerade in konfliktreichen Situationen bei Katastrophen und militärischen Einsätzen sei laut Heinisch-Hosek "eine Geschlechterperspektive eine wichtige Variante, da Frauen von Frauen besser angesprochen werden können". Darabos sieht hier einen "realen Sicherheitsgewinn" für die betroffene Bevölkerung wie etwa im Kosovo, wo dem KFOR-Kommandanten eine Gender-Beauftragte zur Seite gestellt wurde.

Ungeachtet dessen wird das Hochhalten "weiblicher Qualitäten" bei Friedenseinsätzen in innerfeministischen Auseinandersetzungen durchwegs kritisch betrachtet und die historisch junge Allianz zwischen Frauenbewegung und Militär mit Skepsis aufgenommen.  (red, dieStandard.at, 17.12.2012)