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Grafik: APA

Wien - Der Rechnungshof hat am Mittwoch seinen alle zwei Jahre fälligen Einkommensbericht veröffentlicht. Die darin enthaltenen Zahlen sind ernüchternd: Seit 1998 haben die Einkommen der Arbeiterinnen und Arbeiter in Österreich teils massiv an Wert verloren, auch die der Angestellten stagnieren. Besonders stark unter Druck sind die Bezüge der unteren Einkommensschichten. Kaufkraftgewinne gab es dagegen für die meisten BeamtInnen. Und die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen bei den Durchschnittseinkommen (Teil- und Vollzeit zusammengenommen) hat sich in den vergangenen 14 Jahren nicht verringert.

Durchschnittliches Gehalt bei weniger als 25.000 Euro

Insgesamt zählt der Einkommensbericht rund 4,0 Millionen unselbstständig Erwerbstätige - also ArbeiterInnen, Angestellte, BeamtInnen und Vertragsbedienstete mit unterschiedlichen Arbeitszeiten und Beschäftigungsmodellen. Ihr Medianeinkommen (das ist jener Wert, bei dem genau die Hälfte mehr und die andere Hälfte weniger verdient) im Jahr 2011 betrug 24.843 Euro brutto. Die niedrigsten Medianeinkommen hatten die 1,6 Millionen ArbeiterInnen mit 18.157 Euro Jahresbrutto, die höchsten Werte gibt es (wegen hohem AkademikerInanteil und Dienstalter) bei den BeamtInnen mit 49.274 Euro. Schlechter entlohnt werden Vertragsbedienstete (29.103 Euro), der mittlere Angestellte verdiente im Vorjahr 28.092 Euro.

Realeinkommen um 15 Prozent gesunken

Gerade die untersten Einkommensschichten mussten seit 1998 die stärksten Kaufkraftverluste hinnehmen, weil ihre Einkommenszuwächse teils deutlich unter der Inflationsrate lagen. Quer über alle Berufsgruppen sanken die Realeinkommen des untersten Viertels der EinkommensbezieherInnen in den vergangenen 14 Jahren um mehr als 15 Prozent. Besonders stark betroffen sind die ArbeiterInnen, die Kaufkraft der Angestellten stagniert. Ein inflationsbereinigtes Kaufkraftplus bei unteren, mittleren und oberen Einkommen gab es nur bei den Beamten.

Niederösterreich mit höchsten Durchschnittseinkommen

Bei den Bundesländern führte Niederösterreich mit einem Durchschnittseinkommen von 27.236 Euro die Liste an. Am wenigsten verdienten die Menschen 2011 in Tirol: Dort betrug das mittlere Einkommen 22.955 Euro.

Frauen haben nur 60 Prozent des männlichen Durchschnittseinkommens zur Verfügung

Seit 14 Jahren unverändert ist die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern: Das mittlere Einkommen aller erwerbstätiger Frauen (unabhängig von Teil- oder Vollzeitbeschäftigung) lag 1998 wie 2011 nur bei 60 Prozent des mittleren Männereinkommens. Ein Grund dafür ist der große Frauenanteil bei "atypisch Beschäftigten", die vom Rechnungshof gesondert ausgewiesen wurden: 59 Prozent aller unselbstständig beschäftigten Frauen waren demnach 2011 "atypisch" - also entweder in Teilzeitarbeit, geringfügig beschäftigt oder bei einer Leiharbeitsfirma angestellt. Bei den Männern waren es nur 22 Prozent.

In Vorarlberg verdienten die Frauen mit durchschnittlich 16.596 Euro am wenigsten (48 Prozent des männlichen Medianeinkommens), in Wien mit 21.439 Euro am meisten (78 Prozent des männlichen Medianeinkommens).

Zahl der BeamtInnen rückläufig

Am geringsten ist die Einkommensschere nach wie vor im öffentlichen Dienst: Das mittlere Einkommen der Beamtinnen erreichte 2011 immerhin 94 Prozent des Vergleichswerts der männlichen Kollegen, bei den Vertragsbediensteten waren es 77 Prozent. Davon profitieren können allerdings immer weniger ÖsterreicherInnen, ging die Zahl der BeamtInnen doch wegen des Spardrucks im öffentlichen Dienst seit 2003 von 273.599 auf 213.727 zurück. 

Höchste Einkommen bei den FreiberuflerInnen

Die höchsten Medianeinkommen sind allerdings ohnehin nicht bei den Unselbstständigen zu suchen, sondern bei den FreiberuflerInnen: FachärztInnen verdienten zuletzt 113.944 Euro jährlich, AllgemeinmedizinerInnen 82.687 Euro und RechtsberaterInnen 61.350 Euro. Bei letzteren ist die Einkommensschere übrigens ebenfalls groß: Männer verdienen hier 1,7 Mal mehr als Frauen mit einem mittleren Einkommen von 40.627 Euro. Zu beachten ist: Die Angaben für die Freiberufler bezeihen sich auf 2009, neuere Zahlen liegen noch nicht vor. (APA, red, dieStandard.at, 19.12.2012)