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Es muss nicht immer Beth sein - auch US-Schauspielerin und Rapperin Queen Latifah zählt zu den stolzen Vorbildern von Dicken-Aktivistinnen.

Foto: REUTERS/MARIO ANZUONI

Die ARGE Dicke Weiber startet im neuen Jahr wieder durch.

Foto: arge dicke weiber

Kaum sind die Weihnachtsferien vorbei, werben die klassischen Frauenmagazine bereits mit den neuesten Abnehmtipps - von der Detox-Diät ("Freundin") bis hin zur alljährlich upgedateten "Brigitte"-Diät mit "50 köstlichen Rezepten unter 450 Kalorien". Gerade rechtzeitig meldet sich da die ARGE Dicke Weiber zurück aus der Winterpause.

War on Fat

Mit feministischem Selbstverständnis stellt sich die 2009 gegründete Initiative gegen Diät-Stress und Schlankheitsterror. "Die Zeit war reif, um aus der Isolation der eigenen Betroffenheit herauszutreten und sich mit anderen dicken Frauen zu verbünden", rekapituliert die ARGE Dicke Weiber in ihrer Selbstbeschreibung. "Denn Tatsache ist, dass die gesellschaftliche Diskriminierung dicker Frauen und Mädchen unaufhaltsam zunimmt. Ob Job-Kündigungen, Vernachlässigungsvorwürfe, Gesundheitsvorschriften, Abnehmcamps, Magenband Operationen, Kleidergrößennorm (...) - das Leben von und mit dicken Frauen ist mittlerweile massiven Beeinträchtigungen ausgesetzt und das Selbstwertgefühl aller Frauen und Mädchen wird dadurch tiefgreifend zerstört."

Fat Liberation Movement

Von Diätmitteln bis Body-Mass-Index: Die soziale und medizinische Normierung von Frauen und ihren Körpern begreift die ARGE Dicke Weiber als Sexismus - und damit auch als Angriff auf die Vielfältigkeit und Gesundheit von Frauen. In Anlehnung an das "Fat Liberation Movement" in den USA, wo schon in den 1970er-Jahren "Fat Rights"-Gruppen gegründet wurden, will die ARGE Dicke Weiber demnach mehr sein als bloße Selbsthilfegruppe.

Es geht um Empowerment - oder anders gesagt: Hier wird Dicksein zum Politikum erhoben. "Wir verstehen uns als Teil einer weltweiten Dickenbewegung, die angetreten ist, die Dickenfeindlichkeit in dieser Gesellschaft zu beenden. Unsere Strategien dazu sind: Stärkung des Selbstbewusstseins, Selbstermächtigung, politische und persönliche Reflexion und Auseinandersetzung sowie Öffentlichkeitsarbeit, Aktivismus und jede Menge Spaß."

Für positive Selbstbilder und Vielfalt

Die Pathologisierung des dicken Körpers richtet sich aber nicht nur gegen dicke Frauen: "Schlanke und Dicke werden gleichermaßen konditioniert", wie die ARGE Dicke Weiber feststellt. In Zeiten, in denen der eigene Körper immer mehr als "soziale Visitenkarte" fungiert, ist der Druck auf sogenannte Übergewichtige jedoch besonders groß.

"Jeder von uns wurde jahrelang oder jahrzehntelang eingehämmert, dick zu sein ist hässlich, ungesund, Dicke sind charakterschwach, Dicke können sich nicht beherrschen. Dick zu sein ist abzulehnen, damit müssten auch Dicke abgelehnt werden." Positive Selbstbilder zu etablieren und vielfältige Körperbilder zu propagieren, gehört daher zu den erklärten Zielen der Fat-Rights-Aktivistinnen.

Gemeinsam im Kampf gegen Size Zero

Im Schön- und Schlankheitswettbewerb werden Frauen entsolidarisiert und zueinander in Konkurrenz gestellt. Die ARGE Dicke Weiber antwortet darauf mit Kollektivität als Strategie: Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat trifft sich die selbstorganisierte Gruppe im Autonomen Frauenzentrum in Wien. Willkommen ist hier jede dicke Frau - wobei die Definition von "Dicksein" eine ganz subjektive ist. "Auf die häufig gestellte Frage 'Bin ich dick genug für die ARGE Dicke Weiber?' geben wir die Antwort: 'Ja! Wenn du dich selbst als dick begreifst und das Thema Dick-Sein dein Leben geprägt hat.'"

Neben dem persönlichen Erfahrungsaustausch in der Gruppe werden gemeinsam Veranstaltungen organisiert und Aktionen zum Anti-Diät-Tag (6. Mai) vorbereitet, positives Bildmaterial wie Fotos und Filme gesammelt und auch fleißig gebloggt - für einen Feminismus im XXL-Format. (viyu, dieStandard.at, 8.1.2013)