In der Josefstadt ist der gute Geschmack zu Hause

In Wien können sich FreundInnen der Hochkultur so richtig wohlfühlen. So lässt eine große Auswahl an Theaterstücken ihr Herz höher schlagen. Das Theater in der Josefstadt bewirbt das Stück "Forever Young" mit diesem Plakat, auf dem ein paar ältere Herren zu sehen sind. Links außen ist Publikumsliebling Otto Schenk zu sehen, gerade im Begriff, die junge Frau auf seinen Knien zu versohlen. Diese schreit und ist mit Schottenrock und pinken Kniestrümpfen und pinker Unterhose angezogen wie eine Achtjährige. Vielleicht fällt Ihre Wahl diesmal auf ein Stück im Theater in der Josefstadt, wo der gute Geschmack zu Hause ist.

Foto: Plakat Theater an der Josefstadt

Zu modisch für uns

Modern und zeitgemäß sein, auch wenn es sich um Trachtenmode handelt: Das will der Trachtenmodenhersteller "Tu Felix Austria" seinen KundInnen bieten. Aber weil man sich dort mit "modern" anscheinend doch etwas schwer tut, werden vorsichtshalber nackte Menschen auf der Homepage abgebildet. Ist doch irgendwie modern, oder? Und Gewalt gegen Frauen ist bereits so was von überholt, dass es mittlerweile sexy ist, wenn ein Mann eine Frau an einen Baum kettet und Anstalten macht, mit einer Kettensäge auf sie loszugehen.

Nun ja, den Mief, der Trachtenmode anhaftet, wird man so wohl nicht los.

Foto: screenshot/http://www.tufelixaustria.at

Wer tatsächlich für diesen Beruf geeignet ist

Eine Informationsbroschüre über den Beruf der Kindergruppenbetreuerin oder des Kindergruppenbetreuers ließ eine Userin erstaunt zurück. Obwohl in der Broschüre vom "Institut für Persönlichkeitsentwicklung & Sozialkompetenz" zwar emsig von "KindergruppenbetreuerInnen" die Rede ist, wird dennoch an einer Stelle deutlich gemacht, dass Männer doch nicht mitgemeint sind, denn: "Der hohe Beschäftigungsanteil von Frauen in der Kinderbetreuung ergibt sich aus dem in der Gesellschaft noch immer wirksamen Rollenbild der Frau und Mutter in der Familie. Aus sprachlichem, organisatorischem und beziehungsorientiertem Verhalten von Frauen ist diese körperlich und geistig sehr anstrengende Arbeit von Frauen auch besser bewältigbar."

Die MacherInnen der Broschüre arbeiten kräftig daran mit, dass diese Rollenbilder "noch immer wirksam" sind.

Foto: screenshot

Zitronenaroma

Zwetschken, Milch und eine Zunge, die sich vermeintlich erotisch über die Lippen leckt: Der logische Zusammenhang lässt bei vielen Sujets zu wünschen übrig. Bei diesem Bild kommt verschärfend hinzu, dass die werbende Firma ausgerechnet in der Lebensmittelindustrie angesiedelt ist. Esarom beliefert die Nahrungs- und Genussmittellindustrie mit Aromen, Farb- und Zusatzstoffen oder Konzentraten. Mit "Experts with Taste" beschreibt sich der Betrieb, was dieses Sujet gründlich widerlegt. Eine Lieferung Zitronenaroma, bitte.

Foto: Screenshot

Das Reiz-Reaktion-Wesen

Was haben wir uns in den letzten Wochen alles anhören müssen. Dass Mann wohl noch Komplimente machen darf, wenn ihm eine gefällt. Und wenn sie sich noch etwas Fesches anzieht und mit ihrem Busen da so herumprovoziert, wäre es ja fast schon eine Beleidigung, wenn Mann da nicht seine Anerkennung zeigt.

Auch das Diskont-Fitnesscenter FitInn spinnt diese Frechheit und Respektlosigkeit weiter. Frauen, geht trainieren, sonst werdet ihr nicht angemacht. Und seien wir uns ehrlich: Aus einem anderen Grund interessiert euch Sport ja eh nicht. Abgerundet wird der Werbespruch "Männer pfeifen keinen inneren Werten hinterher" noch mit der Vorstellung von Männern als hirnverbrannten Reiz-Reaktion-Wesen. Und obwohl dieses Bild im Zuge der Sexismussebatte einige Männer so vehement verteidigt haben, verleihen wir diese Zitrone auch in ihrem Namen. Gern geschehen. (beaha, dieStandard.at, 7.2.2013)

Foto: Plakat FitInn