In Massenunterkünften leben die heranwachsenden Frauen einige Jahre lang. Schlechte
hygienische Bedingungen, mangelnde Gesundheitsversorgung, selten Kontakt zur Außenwelt, und
auch der nur unter Kontrolle.

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Hoffnung auf ein besseres Lebens treibt Mädchen in eine moderne Form der Sklaverei, wenn
sie die Pubertät erreicht haben. Ein Großteil der "Sumangali“- Arbeiterinnen ist jünger als 18 Jahre.

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Für viele Frauen in Indien ist die Ehe zwar ein angestrebtes Lebensmodell, doch viele können es sich nicht leisten, diese gesellschaftliche Norm zu erfüllen. Der Grund ist die hohe Mitgift, die die Brautfamilie der neuen Familie der Tochter zahlen muss.

Findige Baumwollfabriken im Süden Indiens nützen diese gesellschaftliche Schieflage aus und werben speziell junge Frauen an, die sich eine Mitgift erarbeiten wollen. Sie nennen ihre Kampagnen z.B. "Sumangali", was auf deutsch etwa "glückliche Ehefrau" heißt, und schicken AgentInnenen in die Dörfer, die junge Frauen  für befristete Arbeitsverhältnisse auf den Baumwollplantagen anwerben sollen.

Ausbeutung von Arbeitskräften

Dabei unterscheiden sich die Versprechungen dieser AgentInnen meist deutlich von den Arbeitsbedingungen und Löhnen, die die Frauen dann tatsächlich erhalten. Die Verfehlungen reichen von nicht abgegoltenen Überstunden, mangelnder Verpflegung bis hin zu vorenthaltenden Pauschalen und sozialen Dienstleistungen. Zur Unterzeichnung der Arbeitsverträge werden die jungen Frauen oftmals unter Druck gesetzt, wie Arbeitsorganisationen monieren.

Eine von ihnen ist "Vaan Muhil" im Bundesstaat Tamil Nadu. Sie hat 2010 eine Studie über die Arbeitsbedingungen in der Baumwollindustrie in Südindien publiziert. Das "Sumangali-Scheme" ist seit etwa zehn Jahren stark verbreitet und wird überwiegend in den Baumwollspinnereien praktiziert, kommt aber auch in der weiteren Verarbeitung von Garnen und Textilien vor. "Vaan Muhil" vertritt seit geraumer Zeit die Opfer dieser Unternehmen vor Gericht, um Schadensersatz einzuklagen.

Workshops mit RegierungsvertreterInnen

Um nachhaltig etwas an diese Praktiken zu ändern, organisiert "Vaan Muhil" auch Workshops für RegierungsvertreterInnen, Gewerkschaften und NGOs. Den Aktivistinnen ist klar: ohne gesellschaftliche Veränderungen, was den Status von Frauen in Indien betrifft, und die stärkere politische Kontrolle der Baumwollkonzerne wird sich an den Arbeitsrechten für Frauen nicht nachhaltig etwas ändern.

Im Rahmen der Aktion Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung sind Mitarbeiterinnen von "Vaan Muhil" derzeit in Österreich auf Info-Tour. Das Frauenprojekt und viele weitere in Asien, Afrika und Lateinamerika können u.a. im Rahmen von Benefizsuppen-Essen unterstützt werden. (red, dieStandard.at, 12.2.2013)