Vollzeitbeschäftigte Beamtinnen im öffentlichen Dienst verdienen als einzige Gruppe gleich viel wie ihre Kollegen. In allen anderen Beschäftigungsgruppen und Branchen verdienen Frauen nach wie vor deutlich weniger als Männer. Das geht aus dem jüngsten Bericht über die durchschnittlichen Einkommen der Erwerbstätigen und der PensionistInnen hervor und wurde nun im parlamentarischen Ausschuss debattiert.

Angesichts dieser Analyse des Rechnungshofs, zeigten sich die Abgeordneten "geschockt", "erschüttert", "besorgt" und "deprimiert" über die Einkommensentwicklung, vor allem auch wegen der negativen Entwicklung bei den Einkommen der ArbeiterInnen. Viele Menschen mit niedrigen Einkommen seien demnach immer weniger in der Lage, ihr Leben ohne Hilfe von außen - sei es die Familie oder der Staat - zu bestreiten, heißt es in der Aussendung des Rechnungshofes.

Privatwirtschaft: Größte Differenz

Positiv registriert der Rechnungshof, dass in der vollzeitbereinigten Darstellung die durchschnittlichen Fraueneinkommen in den letzten Jahren gegenüber den Männern um einige Prozentpunkte aufholen konnten. Wie lange es bei diesem Tempo noch dauern werde, bis Frauen Parität mit den Männern erreicht haben werden, hänge von politischen Entscheidungen ab, so Rechnungshofpräsident Josef Moser auf die Frage der Grünen Abgeordneten Gabriela Moser. 

Die größten Einkommensdifferenzen bestehen weiterhin in der Privatwirtschaft: Angestellte Frauen verdienen 66 Prozent, Arbeiterinnen 69 Prozent des mittleren Männereinkommens. Die Höhe der Einkommens hängt auch stark von der Branche ab: Die höchsten Einkommen werden in der Energieversorgung (Median 2011: 50.636 Euro), bei der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (40.835 Euro) sowie in Information und Kommunikation (39.029 Euro) erzielt. Die niedrigsten Einkommen in Beherbergung und Gastronomie (Median 2011: 9.464 Euro), Kunst, Unterhaltung und Erholung (14.456 Euro) sowie bei der Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen (14.885 Euro).

Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern resultieren auch aus dem Umstand, dass Frauen überproportional in Branchen mit niedrigem Einkommensniveau tätig sind. Auch bei ganzjährig Vollzeitbeschäftigte sind deutliche Differenzen sichtbar: Der Frauenmedian beträgt zwischen 62 Proeznt (Erbringung von sonstigen Dienstleistungen) und 94 Prozent (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden) des Männermedians. Frauen sind häufiger als Männer in Dienstleistungs- und Hilfstätigkeiten und damit in schlecht bezahlten Berufen zu finden und überdies leisten sie dort überdurchschnittlich häufig Teilzeitarbeit, was sich zusätzlich negativ auf ihre Einkommenssituation auswirkt, heißt es im Bericht des Rechnungshofs.

Schwerpunkt: Atypische Beschäftigungsformen

Neben Teilzeitarbeit, die überwiegend von Frauen erbracht wird, spielen auch andere atypische Beschäftigungsformen eine wichtige Rolle am Arbeitsmarkt. Darunter fallen geringfügige Beschäftigung, befristete Tätigkeiten und Anstellungen bei Leih- und Zeitarbeitsfirmen. Zusammen mit der Teilzeitarbeit traf dies im Jahr 2011 auf 39 Prozent aller unselbständig Erwerbstätigen zu. Bei Frauen lag der Anteil bei 59 Prozent, bei Männern bei 22 Prozent. Mit einem Bruttojahreseinkommen von 11.230 Euro verdienten atypisch Beschäftigte im Median nur ein Drittel der Personen mit einem Normalarbeitsverhältnis (33.452 Euro). 

Große Unterschiede bei Selbstständigen

Auch bei den Selbständigen gibt es große Unterschiede bei den Einkommen der Frauen und jenen der Männer. Im Gesundheits- und Sozialwesen - der Branche mit den höchsten Einkommen - verdienen Frauen im Mittel 14 Prozent dessen, was Männer an Einkommen erzielen, in der Branche Herstellung von Waren beträgt der Frauenmedian 44 Prozent des Männermedian, während in der Branche Beherbergung und Gastronomie der Frauenmedian auf 78 Prozent des Männermedian kommt.

Entwicklung der hohen und niedrigen Einkommen im Vergleich

Beim Vergleich der Entwicklung hoher und niedriger Einkommen zeigt der Bericht des Rechnungshofs, dass die Einkommensschere seit 1998 auseinanderging und sich dieser Trend nach einer kurzen Gegenentwicklung 2006 und 2007 bis 2011 fortgesetzt hat. Die hohen Einkommen stiegen real leicht, die niedrigen Einkommen nahmen sehr stark ab. So sanken die niedrigsten zehn Prozent der unselbständigen Jahreseinkommen seit 1998 von 2.761 Euro um 11,77 Prozent auf 2.436 Euro. Inflationsbereinigt sinken niedrige Einkommen seit 1998, während hohe Einkommen steigen. (red, dieStandard.at, 13.2.2013)