Die Verleihung des Österreichischen Filmpreises im April 2012. Ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in der Filmbranche gibt es auch in Österreich nicht.

Foto: Robert Newald

Michael Haneke, Ulrich Seidl, oder Stefan Ruzowitzky - so heißen die derzeitigen Aushängeschilder des heimischen Films. In Österreich wie auch International sind die Größten der Filmbranche vorwiegend männlich. Überdeutlich wird dies an Ereignissen wie der Oscar-Verleihung 2010, bei der mit Kathryn Bigelow tatsächlich zum allersten Mal eine Frau einen Regie-Oscar erhielt.

Das Geschlechterungleichgewicht eint also das große Hollywood mit der kleinen Filmlandschaft in Österreich. Doch einige Filmschaffende haben sich vor knapp drei Jahren zusammentaten, um diesem Missverhältnis zu Leibe zu rücken. Wie auch in den letzten Jahren, werden auch heuer wieder Mitglieder des Netzwerkes "FC-Gloria" bei der Diagonale im März das Thema Quoten in der Filmbranche bei einer Podiumsdiskussion thematisieren. "Über die Frage 'Quote? Ja oder Nein?' sind wir aber schon hinaus", so die Filmemacherin Katharina Mückstein gegenüber dieStandard.at. Denn angesichts der Geschlechterverhältnisse in der Filmbranche ist klar, dass etwas getan werden muss. An konkreten Modellvorschlägen arbeitet "FC-Gloria" derzeit.

7,4 Millionen für Männer

"Allein die Präsenz von Frauen in manchen Positionen ändert noch gar nichts", weiß Mückstein. Obwohl in den meisten Vergabekommissionen für Filmförderungen etwa 50 Prozent Frauen sitzen, weist die Aufteilung der Fördergelder eine Schieflage auf. Anhand von Daten des Österreichischen Filminstituts hat sich "FC-Gloria" die Verteilung des Budgets genauer angesehen. Für die Herstellung von Spielfilmen bekamen 7,4 Millionen Euro Männer, 1,7 Millionen Frauen. Im Bereich der Dokumentarfilme gingen 1,1 Millionen an männliche Antragsteller, 37.000 Euro bekamen Frauen für ihre Dokus.

Die Zahlen zeigen, dass Frauen generell bei den kostenaufwändigen Spielfilmen unterrepräsentiert sind, so Mückstein. Das läge an den herrschenden Bedingungen für Filmschaffende. Eine Produktionsfirma erklärt sich in den meisten Fällen erst dann bereit, einen Film zu produzieren, wenn bereits ein erster Film des/der Filmschaffenden vorliegt. Diese Erstlingswerke werden unter enormer Selbstausbeutung produziert. Bei vielen Frauen verschärfen sich diese Bedingungen  aufgrund der strukturellen Probleme, Beruf und Kinderbetreuung vereinbaren zu können, noch zusätzlich.   

Neben der Arbeit an diesen Hürden brauche es auch Initiativen, die mehr Frauen dazu ermutigen, Spielfilme zu machen, so Mückstein. In Schweden gibt es etwa einen Stipendium, das an Frauen für einen ersten erfolgreichen Spielfilm verliehen wird. Damit soll die Kontinuität ihrer Arbeit gefördert werden. Auch Mentoring-Programme, wie das von "FC-Gloria", sollen Frauen in der Branche unterstützen.

Verhältnisse reproduzieren sich

Die Schlüsselpositionen im Film - Regie, Drehbuch und Produktion - sind in Männerhand und die Fördergelder fließen zu einem ungleich größeren Teil an Männer. Diese Umstände reproduzieren die herrschenden Verhältnisse weiterhin zum Nachteil von Frauen. Um Ideen für Lösungen zu finden, hat sich "FC-Gloria" angesehen, wie in skandinavischen Ländern mit Fördergeldern umgegangen wird. "Gender-Awareness" und Evaluationen, die über die Vergabe der Fördergelder genau Auskunft geben, sind dort gang und gäbe. Maßnahmen wie diese wünscht sich auch Mückstein.

Was ist ein "Frauenfilm"?

Ihren Kolleginnen von "FC-Gloria" und ihr gehe es aber nicht darum, dass nur Filme gefördert werden sollen, die eine Regisseurin, eine Drehbuchautorin und auch noch eine Produzentin haben. Auch die mit Quoten einhergehende Frage, was denn ein "Frauenfilm" sei, findet die Filmemacherin müßig. "Wir wollen nicht vorschreiben, welche Rollen Frauen bekommen oder wie viele Frauen vorkommen müssen - das ist Blödsinn. Da gibt es die wildesten Phantasien, wenn das Wort 'Quote' fällt", so Mückstein.

Demnach soll auch ein Film mit überwiegend Männern in den genannten Schlüsselpositionen Fördergelder bekommen können. Über ein ganzes Jahr gesehen, sollten sich die Fördergelder aber gerecht verteilen. "Es kann nicht sein, dass Frauen mit ihren Steuergeldern fünfzig Prozent dieser Förderungen mitfinanzieren, letztlich aber einen viel kleineren Teil davon bekommen." (red, dieStandard.at, 18.2.2013)