"Flickorna" (1968) zählt zu den Klassikern des feministischen Films - zu sehen am Freitag im Filmhaus Kino am Spittelberg, im Rahmen der FrauenFilmTage 2013.

Foto: FrauenFilmTage 2013

Der Auftakt zu den FrauenFilmTagen, die heuer ihr zehnjähriges Bestehen feiern, findet im Filmcasino statt: Eröffnungsfilm ist die romantische Kömodie "Take this Waltz" (in der Hauptrolle: Michelle Williams) der Kanadierin Sarah Polley, die bereits 2006 für ihr Regiedebüt "An ihrer Seite" international lobende Kritiken erhielt.

An den folgenden acht Tagen stehen mehr als dreißig Filme auf dem Programm, das unterschiedlichste filmische Positionen zu Fragestellungen über Geschlechterrollen und -identität versammelt - vom Spielfilmdrama "All Is Well", das die Geschichte zweier Frauen auf der Flucht aus Angola nach Portugal erzählt, über das Doku-Portät "Forbidden Voices", die die neue, vernetzte Generation von Widerstandskämpferinnen in China, Iran und Kuba in den Mittelpunkt stellt, bis hin zum Aufdecker-Dokufilm "Invisible War" über das Tabuthema sexuelle Gewalt in der Armee, wie die US-Soldatinnen durch ihre eigenen Kameraden erfahren.

Im Fokus: Female Desire

Eine der Höhepunkte der FrauenFilmTage ist die von Schauspielerin Caroline Peters kuratierte Reihe "Female Desire", die den Zusammenhängen zwischen "weiblichem Begehren", Schauspiel und Inszenierung nachgeht. Peters, die seit einigen Jahren erfolgreich am Wiener Burgtheater spielt, zu ihrer Filmauswahl: "Weibliches Begehren steht im Kino wie im Theater selten oben auf der Themenliste. Will man sich mit dem Helden identifizieren, ist man meistens aufgefordert, sich männlich zu identifizieren." 

"Female Desire" spannt dabei den Bogen vom klassischem Erzählkino bis zum avantgardistischen Film: Die Reihe startet mit "Ekstase" (1933) mit Hedi Lamarr, gefolgt von "Mademoiselle" (1966) von Tony Richardson, "Sex is Comedy" (2002) von Catherine Breillat, "X Love Scenes" (2007) von Constanze Ruhm, "Umdeinleben" (2009) von Gesine Danckwart sowie "Prinzessin" (2005) von Birgit Grosskopf.

Tönende Kinokunst: Sounddesign

Die Personale der diesjährigen FrauenFilmTage ist einer Vertreterin einer noch weitgehend unbekannten Kunstform gewidmet: Sounddesignerin Veronika Hlawatsch. Ob das Rascheln vom Laub im Wind, das Quietschen der U-Bahn-Türen oder das Knirschen beim Gehen im Schnee - es sind nicht bloß die Bilder auf der Leinwand, sondern auch der - teils gar nicht bewusst wahrgenommene - Sound, über den eine Geschichte erzählt wird.

"Für mich heißt Filme zu vertonen den perfekten Ton zum jeweiligen Bild zu finden, der die gerade dargestellte Situation am besten unterstützt, und einen dramaturgischen Klangbogen für den ganzen Film zu erschaffen", erläutert Veronika Hlawatsch, die seit 2001 als Sounddesignerin an international prämierten Spiel- und Dokufilmen mitgewirkt hat. Aus ihrer Werkliste gibt es drei Filme zu sehen bzw. zu hören: "Grenzgänger" (2012, Regie: Florian Flicker), "Prater" (2007, Ulrike Ottinger) und "Tag und Nacht" (2010, Sabine Derflinger).

Feministische Filmgeschichte

Rekapituliert wird im Rahmen der FrauenFilmTage auch ein Stück feministische Filmgeschichte: Der Ende der 1960er-Jahre entstandene Spielfilm "Flickorna" (englischsprachiger Titel: "The Girls") gehört zu den bekanntesten Arbeiten der 1994 verstorbenen schwedischen Filmemacherin und Schauspielerin Mai Zetterling.

Darin probt ein Schauspielerinnen-Ensemble das antike Bühnenstück "Lysistratha" von Aristophanes, in dem die Frauen in einen Liebesstreik – als Mittel gegen den Krieg – treten und die Gleichheit der Geschlechter ausrufen. Je mehr die drei Protagonistinnen Liz, Marianne und Gunilla in ihre Rollen eindringen, desto mehr vermischen sich ihre Wunschvorstellungen und Träume mit der äußeren Wirklichkeit. Zunehmend wird ihnen der Zusammenhang zwischen ihren Bühnenrollen und ihrer Situation als Frau in der Realität bewusst. Seinerzeit ein Misserfolg, gilt der Film heute als Klassiker des frühen feministischen Films.

Gender-Benders

Zu sehen ist "Flickorna" am Freitag im Filmhaus Kino am Spittelberg. Davor steht - gleichsam als "gender-bendendes" Update feministischer Identitätsdebatten - der Dokufilm "Man for a Day" von Katarina Peters auf dem Programm, der den Drag-King-Star Diane Torr bei einem ihrer Performance-Workshops begleitet. Im Anschluss an "Man for a Day" findet ein Publikumsgespräch mit der Regisseurin statt, moderiert von dieStandard.at-Redakteurin Vina Yun. (red, dieStandard.at, 25.2.2013)