Screenshot: Ford/Montage dieStandard.at

Drei gefesselte Frauen in einem Kofferraum eines Ford-Wagens, zusammengepfercht und den Mund mit einer Kugel gestopft. Am Beifahrersitz mit breitem Grinsen und Victory-Zeichen der ehemalige Ministerpräsident von Italien, Silvio Berlusconi, der in einige "Sexskandale" verwickelt ist - es gilt die Unschuldsvermutung. "Leave your worries behind", ist auf dem Sujet zu lesen. Und ausgerechnet in Indien tauchte diese "Werbung" bei der von Ford India beauftragten Werbeagentur auf.

Gerade dort also, wo seit Monaten eine öffentliche Debatte über den gesellschaftlichen Stellenwert der Frau und sexuelle Gewalt geführt wird. In jenem Land, in dem Vergewaltigung zum Alltag gehört und sich kaum eine Frau wirklich sicher fühlt.

Ford hat sich dafür entschuldigt und die "Kampagneentwürfe" gemeinsam mit der Agentur in Indien gestoppt. Aber das macht es nicht besser. Die öffentlich gewordenen Gruppenvergewaltigungen sind in Indien nur die Spitze eines Eisbergs. Die Inderin gilt als Kostenfaktor, als Sexualobjekt, als Arbeitskraft. Dieser Ausschluss von Frauen ist nicht nur böser Wille, sondern Machterhalt der Männer, Tradition, Unwissenheit - in diesem Fall personifiziert durch den italienischen Ex-Premier.

Ins Gesicht gespuckt

Unwissen über die derzeit geführte Debatte über und in Indien kann wohl nicht der Grund dieses Sujets gewesen sein - wohl eher Unverfrorenheit und ein Drang nach Aufmerksamkeit und Gier. Für die von Gewalt betroffenen Frauen ist es jedoch Hohn und Spott.

Und auch all jenen, die seit Wochen und Monaten für die Rechte der Frauen in Indien auf die Straße gehen, wird mit diesem Sujet ins Gesicht gespuckt. Zwar hat die Protestbewegung inzwischen eine Verschärfung des Sexualstrafrechts erreicht, derartige "Werbungen" aber zeigen: ein Schritt nach vor und zwei zurück. Sie bringen den gesellschaftlichen Stellenwert der Frau als (Sex-)Objekt sehr deutlich ans Licht - nicht nur in Indien, sondern überall. Ford hat sich ganz tief in die Nesseln gesetzt. Dafür gibt es eine Zitronen-Plantage. (eks, dieStandard.at, 29.3.2013)