Der Verein Footprint setzt sich für Betroffene von Frauenhandel ein.

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Sie sprachen Frauen in Diskotheken an und versprachen ihnen schnelles Geld, wenn sie nur Kunden zu mehr Alkoholkonsum in Bars animieren würden: Bis zu 70 Frauen sollen auf diese Art von einem kürzlich aufgeflogenen Frauenhändlerring von der Slowakei nach Oberösterreich gelockt worden sein, wo sie schließlich als Zwangsprostituierte arbeiten mussten.

Seit März 2012 gibt es in Wien den Verein "Footprint", der Opfern von Frauenhandel beisteht und versucht, ihnen einen Weg aus ihrer Situation heraus zu zeigen. Die ehrenamtlichen, mehrsprachigen MitarbeiterInnen von Footprint unterstützen Betroffene in Sozial- und Rechtsfragen, bieten sozialrechtliche Betreuung und Begleitung in diversen Migrationsprozessen, Hilfe beim Verständnis von Behördenschreiben, aber auch Gespräche, Therapie, Deutsch- und Computerkurse und Unterstützung bei der Reintegration.

Raum für Rückzug und Wohlbefinden

"Wir wollen betroffenen Frauen einen Rückzugsort und einen Platz zum Wohlfühlen bieten, wo sie anonym und ungebunden Zeit verbringen und zur Ruhe kommen können", sagt Footprint-Gründerin Hannah-Isabella Gasser. "Wichtig ist uns, den Menschen hinter dem 'Opfer' wahrzunehmen und auf allen Ebenen zu unterstützen."

Die Afrikanistin und Gesundheitstrainerin hat sich bereits während des Studiums mit dem Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution von Migrantinnen befasst. Gemeinsam mit Teammitglied Hannah Lux hat sie 2011 die Projektidee zu Footprint entwickelt, denn: "Es war und ist uns ein Bedürfnis, uns gegen die drastische Menschenrechtsverletzung der modernen Sklaverei einzusetzen", sagt Gasser. Dafür gewannen die beiden 2011 den Social Impact Award.

Gewalt und Ausbeutung

Im ersten Jahr betreute der Verein rund 50 Frauen, die meisten von ihnen kamen im Schnitt dreimal pro Woche. Manche arbeiten als Zwangsprostituierte, andere sind Opfer von Zwangsheirat, Arbeitshandel oder -ausbeutung. Diese Frauen seien besonders schwer zu finden, sagt Gasser, da sie sich in Hinterstuben, Kellern oder anderen versteckten Räumlichkeiten aufhalten müssen.

Um Kontakt zu Betroffenen aufnehmen zu können, arbeitet Footprint mit zahlreichen Streetwork-Organisationen und den Frauenhäusern zusammen. Viele Frauen erfahren auch über andere Betroffene davon, die den Verein bereits besucht haben. "Die Frauen können kommen, so oft sie möchten, unser Ziel ist es, sie möglichst langzeitlich zu betreuen“, sagt Gasser.

Vetrauen aufbauen

Sofern die Frauen keine rechtliche Hilfe in Anspruch nehmen, können sie die Angebote bei Footprint anonym nutzen. "Die Teammitglieder sind zwischen 22 und 35 Jahren und damit etwa im Alter der meisten Frauen, die Hilfe suchen. Das macht es für viele einfacher, Vertrauen herzustellen", sagt Gasser.

Besonders wichtig sei es den MitarbeiterInnen, betroffenen Frauen Ausstiegsmöglichkeiten aus ihrer derzeitigen Situation aufzuzeigen. Das erfordere oft "Nachlaufarbeit", da viele Frauen aus Angst lieber in ihrer Situation verharren, als sich auf Unbekanntes, Neues einzulassen. "Wir helfen aber natürlich nur jenen Frauen, die unsere Hilfe auch möchten. Wer für sich bleiben möchte, kann das tun", sagt die Vereinsleiterin. "Es gibt auch Frauen, die drei Monate nur in der Kaffeeecke verbringen und uns dann erst um Hilfe bitten."

Dinner und Workshops als Geldquelle

Da es bis auf Kleinprojektförderungen und Gelder aus der Wiener Gesundheitsförderung (WIG) keine öffentlichen Zuschüsse gibt, baut das mittlerweile 26-köpfige Team auf Erlöse aus Fundraising: So werden etwa regelmäßig Charity-Dinner veranstaltet, bei denen jeweils ein bestimmtes Land kulinarisch präsentiert wird. Diese geben interessierten BesucherInnen die Möglichkeit, den Verein, seine MitarbeiterInnen und Räumlichkeiten kennenzulernen. Der Verein bietet aber auch Workshops und Kurse von Bauchtanz bis Zumba und Selbstverteidigung für alle interessierten Frauen und Mädchen und verkauft T-Shirts.

Alle diese Aktionen sind für betroffene Frauen gratis, die Beiträge von Besucherinnen kommen der Vereinsarbeit zugute. "Die gemeinsamen Aktivitäten machen nicht nur Spaß und fördern die Integration, sie verhelfen Frauen letztlich zur Chance auf ein besseres Leben", so die Vereinsgründerin. (isa, dieStandard.at, 4.4.2013)