Warschau - Will man in Polen das Geschlecht offiziell in Dokumenten anpassen lassen, müssen die Betroffenen derzeit ein langwieriger Gang vor Gericht bestreiten. Bevor Personaldaten nämlich am Standesamt geändert werden, müssen Trans*-Personen ihre Eltern wegen "falscher Bestimmung" des Geschlechts vor Gericht klagen. "Unnötige emotionale Kosten" entstünden dadurch, schrieb die Ombudsfrau Irena Lipowicz bereits 2011 an den zuständigen Justizminister Krzysztof Kozlowski. Dieser wiederum stimmte zu und entschied sich für die Gründung einer Arbeitsgruppe, die laut "Rzeczpospolita" seit rund eineinhalb Jahren an der Problemlösung arbeite.

Nun liegen die Ergebnisse der Arbeitsgruppe bei der Ministerin für Gleichstellung Agnieszka Kozlowska-Rajewicz. Noch heuer soll die Novelle dem Parlament vorgelegt werden, sagt sie. Erst vor kurzem debattierten die Abgeordneten über die eingetragene Partnerschaft für Lesben und Schwule. Das Spezifikum dabei: Die rechtsliberale Regierungspartei Bürgerplattform (PO) nimmt sich erneut einem für die Linke charakteristischen Thema an.

Kritik der Linken: PO kopiere Lösungen

Einen eigenen Gesetzentwurf über behördliche Geschlechtsanpassung legte die transsexuelle Abgeordnete der Bewegung Palikots (RP), Anna Grodzka, dem Parlament im Jänner vor. Die RP kritisiert die PO und wirft der Partei Kopieren ihrer Lösungen vor. "Eine Strategie von (Premier) Donald Tusk ist die Nachahmung der Schritte der Bewegung Palikots. So war es auch früher im Fall der In-Vitro-Befruchtung und der eingetragenen Partnerschaften'", sagte die RP-Abgeordnete Lukasz Gibala.

BeobachterInnen zufolge kann die PO-Führung nicht sicher sein, dass das Gesetz über Geschlechtsanpassung verabschiedet wird. Dagegen könnten - wie im Fall des Partnerschaftsgesetzes im Jänner - die konservativen Abgeordneten der PO stimmen. (APA/red, dieStandard.at, 5.4.2013)