Feierliche Eröffnung des abz*frauenberufszentrum Wien am Montag: (v.l.n.r.) Manuela Vollmann, Sandra Frauenberger, Petra Draxl, Monika Vana, Hilde Stockhammer und Daniela Schallert.

Foto: abz*austria

Geringe Bezahlung, hohe Teilzeitquote, traditionalistische Berufswahl und ein schwieriger Wiedereinstieg in die Arbeitswelt nach der Karenz - so lauten die tragenden geschlechtsspezifischen Segregationsmechanismen am Arbeitsmarkt. Um gegen sie wirksam vorgehen zu können, wurde nun in Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) und der Stadt Wien das abz*frauenberatungszentrum ins Leben gerufen. Am Montag öffnete das neue Zentrum in der Simmeringer Hauptstraße feierlich seine Pforten.

Ausgestattet mit knapp 1,4 Millionen Euro des AMS soll die langjährige Beratungserfahrung der NGO abz*austria nun durch öffentliche Gelder genutzt werden, um erwerbslosen Frauen eine berufliche Perspektive zu bieten. Die Ziele der neuen Einrichtung sind Aus- und Weiterbildungen und die Integration von 50 Prozent der Teilnehmerinnen, also 750 Frauen, in Qualifizierungen oder in einen Job. "Gute berufliche Bildung und Qualifikationen eröffnen Frauen nicht nur größere Chancen auf einen Arbeitsplatz, sondern den Ausblick auf bessere Arbeitsbedingungen und höhere Verdienstchancen", ist sich die Landesgeschäftsführerin des AMS Wien, Petra Draxl, sicher.

Strukturelle Benachteiligungen überwinden

Die Besonderheit des abz*frauenberufszentrums sei die individuelle Begleitung, die das AMS aufgrund von Ressourcenknappheit so nicht bieten könne, Frauen jedoch wegen struktureller Benachteiligungen benötigen würden. Das sei auch ein Anliegen der Stadt Wien, betont Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). "Frauen stärken, damit sie in Wien sicher und selbstbestimmt leben können", lautet ihr Credo. Es sei auch kein Zufall, dass die Frauenerwerbsquote in der Bundeeshauptstadt im Bundesländervergleich die höchste in Österreich ist. Mit dem erweiterten Angebot für arbeitslose Frauen werde dieser frauenpolitische Fokus weiter forciert.

Für Frauen, die sich beim AMS als arbeitslos gemeldet haben, gibt es im Frauenberufszentrum nun niederschwellige und kostenlose Beratung und einen Überblick über die Förderungsstruktur für Aus- und Weiterbildung. In Workshops und/oder Einzelberatungen sollen sie nicht nur herausfinden, in welche Richtung es beruflich gehen soll, auch Gehaltsverhandlungen können und sollen geübt werden, so Manuela Vollmann, Geschäftsführerin des abz*austria.

Unterstützung und Begleitung werde es auch in schwierigen Lebenssituationen für die Frauen geben. Aber auch bereits berufstätigen Frauen stünden die Türen des abz* für Beratungen in Orientierungsphasen, bei Um- und Weiterbildung weiterhin offen, versichert sie. Simone de Beauvoir, Rosa Mayreder und Marie Jahoda, nach denen Workshops benannt sind, dienen dabei als Vorbilder: "Dass einer unserer Server Hedy Lamarr heißt, ist ja kein Zufall."

Gleiche Ziele, unterschiedliche Motive

Die Ziele der Kooperationspartner AMS und abz* gleichen einander, ergeben sich aber aus unterschiedlichen Motiven: Während das AMS bestrebt ist, eine hohe Integrationsquote von arbeitslosen Frauen zu erreichen und die Vermittlungsfähigkeit zu erhöhen, setzt das abz* vordergründig auf die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen und die Erhöhung ihres Selbstwertgefühls. Aber auch Vereinbarkeitslösungen bei Betreuungsproblemen soll auf den Grund gegangen und diese gelöst werden. Die Quote an Pflichtschulabgängerinnen durch Bildungsangebote zu senken, ist beiden Einrichtungen ein zentrales Anliegen. (red, dieStandard.at, 30.4.2013)