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Wilfred de Bruijn: Sein Gesicht ging um die Welt.

Am 10. April wurde er in Paris, weil er mit seinem Partner Arm in Arm durch die Stadt spazierte, verprügelt.

Foto: reuters/CHARLES PLATIAU

Paris - Die französische Schwulen- und Lesbenrechtsgruppe SOS Homophobie hat eine dramatische Zunahme von Beleidigungen und Angriffen gegen Lesben und Schwule in Frankreich im Zuge der Debatte um die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe beklagt. Im Oktober und November 2012 seien jeweils doppelt so viele Vorfälle gemeldet worden wie in den Vorjahresmonaten, erklärte die Organisation am Dienstag bei der Vorstellung ihres Jahresberichts in Paris. Im Dezember habe sich die Zahl sogar verdreifacht. "Der Beginn des Jahres 2013 weist die gleiche Tendenz auf", sagte SOS-Homophobie-Chefin Elisabeth Ronzier.

Die französische Gesellschaft gilt grundsätzlich nicht als homophob - in Paris etwa gibt es, wie in vielen europäischen Städten eine lebendige Schwulen- und Lesbenszene. Im Rahmen der Gesetzesnovelle haben sich die konservativen Kräfte des Landes jedoch radikalisiert. Umfragen zufolge war eine klare Mehrheit der Bevölkerung für die Liberalisierung der Ehe. Aushängeschild der GegnerInnen ist nach wie vor Virginie Tellenne (alias Figide Barjot). Sie hat es in den letzten Monaten geschafft, die Konservativen des Landes zu einen und attackierte selbst nach dem Parlamentsbeschluss Präsident Francois Hollande scharf: "In Frankreich wird es Bürgerkrieg geben, Herr Präsident".

Pro Öffnung trotz Widerstand

Die französische Nationalversammlung hatte die Ehe für Lesben und Schwule vor drei Wochen trotz des erbitterten Widerstands der konservativen Opposition und der katholischen Kirche endgültig beschlossen. Zuvor hatte es monatelange heftige Debatten über die umstrittene Reform gegeben, die gleichgeschlechtlichen Paaren auch ein Adoptionsrecht einräumt. Bei Demonstrationen gingen Hunderttausende GegnerInnen der Lesben- und Schwulen-Ehe auf die Straße. Derzeit prüft der Verfassungsrat das Gesetz. Auch GegnerInnen der Ehe-Öffnung machen weiterhin dagegen mobil.

SOS Homophobie registrierte im gesamten Jahr 2012 knapp 2.000 Anrufe auf einer Hotline, auf der schwulen- und lesbenfeindliche Vorfälle gemeldet werden können. Das war im Vergleich zu 2011 ein Zuwachs um 27 Prozent. (APA, red, dieStandard.at, 15.5.2013)