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Tolerant sein - leicht gemacht: Mit Brayn und David aus "The New Normal" ist es ganz einfach.

Foto: :NBC, Trae Patton/AP

David und Brayn sind ein junges, attraktives Paar mit ehrbaren Berufen. Diese und natürlich ihre aufrichtige Liebe zueinander ermöglichen ihnen ein schönes Leben samt Eigenheim. Nur einen Wunsch gibt es noch, der das Ganze perfektionieren könnte: ein gemeinsames Baby. Der einzige Haken bei der Sache ist, dass sie beide nur teilweise über die biologische Disposition verfügen, ein Kind in die Welt zu setzen.

Doch das heißt für die Protagonisten aus der US-Serie "The New Normal" (derzeit auf Pro7) nicht, dass sie ihren Kinderwunsch ad acta legen. Das schwule Paar entschließt sich, mit Hilfe einer Leihmutter das Familienglück zu vervollständigen. Diese finden sie in der Mittzwanzigerin Goldie, die dank Davids Sperma zum derzeitigen Stand der Serie auch schon schwanger ist. Doch es sind erst die ersten Wochen der Schwangerschaft, man "hat das Gröbste noch nicht hinter sich" und fürchtet eine Fehlgeburt. Dabei würde sich der werdende Vater Brayn seiner Profession als Kostümbildner folgend schon so gern ins Babyklamotten-Shopping stürzen. Nur sein besonnener Partner David, Arzt von Beruf, vermag ihn zu bremsen.

Ängste der Eltern und aller anderen

Auch die gesellschaftlichen Umstände sind für das Paar noch wackelig. Sowohl die Mutter von Goldie, eine überzeugte Republikanerin, als auch diverse Mitglieder der Gesellschaft nehmen sich immer wieder das Recht heraus, die beiden werdenden Väter zu verurteilen. "The New Normal" handelt also nicht nur von den Problemen und Hoffnungen werdender Eltern, sondern auch von der gesellschaftspolitischen Dimension neuer Familienmodelle.

Richtig lustig wird es dabei allerdings nicht. Und obwohl das Thema eigentlich eine Steilvorlage für eine unkonventionelle Serie sein könnte, sind die Figuren erstaunlich konservativ gestaltet. Schwule Männer, die Kinder bekommen und aufziehen? Ja gern - aber bitte sämtliche Klischees inklusive, sonst kennt sich schließlich keineR mehr aus! Und so gibt Brayn die im Fernsehen schon altbekannte Figur des schwulen Mannes mit einem ausgeprägten Hang zu allen Fragen rund ums Ästhetische. Sein Partner David den geduldigen, aufmerksamen Engel - ach ja, schwule Männer sind ja die besseren Männer. Die junge Leihmutter Goldie hat ihre Finanzen nicht im Griff, und ihre Mutter gibt den Drachen. Und nicht zu vergessen: Der Typ im Kaufhaus, der küssende Männer anpöbeln muss, hat selbstverständlich weder Sinn für Stil (er trägt eine Gürteltasche!) noch für ein gutes Körpergefühl, wie sein Bierbauch wohl verraten soll.

Pädagogisch wertvoll, aber langweilig                                                     

Neben Homophobie nimmt sich die Serie auch weiterer heißer Eisen an: der Situation von nicht Krankenversicherten in den USA, Abtreibung, Rassismus. "Lassen wir unseren Worten zu selten Taten folgen?", fragt Gary David mit großen Augen, denn die zwei empören sich zwar über Rassismus, zählen aber dennoch keine AfroamerikanerInnen zur ihren FreundInnen. Und im Zuge der Nackenfaltenmessungen bei ihrem Ungeborenen lässt man die beiden feststellen, dass Menschen mit Down-Syndrom auch nicht anders sind, weil auch sie fies sein können. Aha.

Bei ZuseherInnen schleicht sich bei all diesen ethischen Fragestellungen samt Lösungsangeboten das Gefühl ein, unterrichtet zu werden. "The New Normal" ist pädagogisch wertvoll angelegt, dabei aber weder originell noch besonders klug. Vielmehr bestätigt es sämtliche Vorstellungen von Menschen, die nur ungern über den eigenen Hetero-Tellerrand schauen. Großartig umdenken müssen sie bei "The New Normal" nämlich nicht. (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 21.5.2013)