Zitrone für "Afro Coffee".

Foto: screenshot afro coffee_montage dieStandard.at

Von der Bürgerrechtsbewegung zum Werbespruch für eine Marke. Dieses Schicksal hat einen legendären Ausspruch von Martin Luther King ereilt: "I Have a Dream" steht auf der Homepage von "Afro Coffee", einer Marke für Kaffee- und Teeprodukte sowie "original" afrikanische Speisen. "Afro Coffee ist nicht nur ein kulinarisches Erlebnis - auch die Stoffe, Farben und Designs zelebrieren die zeitgenössische afrikanische Kultur."

Die Sache mit der "Kultur"

Nun ja, ob die "afrikanische Kultur", irgendeine andere oder "Kultur" im Allgemeinen mit ein paar sonnigen Farben wie Orange, Gelb und Türkis und Afrolook repräsentiert werden kann, ist wohl mehr als zweifelhaft. Wie und wobei "Kultur" den beliebten Zweck der Vereinfachung und Zuschreibung erfüllt, ist ein komplexes Thema, hier dazu aber nur so viel: Bloß weil die Konstruktion einer "Kultur", die quasi wie aus einem Guss dargestellt wird, mit lustigen Farben und wohlwollenden (oder eher: paternalistischen) Worten - Afrika, ein "selbstbewusster, aufstrebender Kontinent" - vorgenommen wird, ist sie nicht weniger stereotyp.

"Sweet for the Lady"

Und wo Stereotype, sind meist auch Sexismen nicht weit. So wirbt die derzeit sehr präsente Kampagne für den "Iced Afro Coffee" mit ihr im engen Overall oder Bikini und ihm im lässigen Anzug. Mit "Strong for the men" und "Sweet for the Lady" nimmt die Kampagne den KosumentInnen ihren Geschmack schon vorweg. Und mit einem besonders unsympathischen Spruch auf einem Schlüsselanhänger der Werbelinie schließen wir die Beweisführung: "No Money no Ladies" steht unterhalb einer "Lady" im Bikini. Genauer ausbuchstabiert ergibt der Spruch wahrlich starken Tobak: Frauen lassen sich nur gegen Geld, Einladungen, Geschenke auf Männer/Beziehungen ein? Männer ohne Geld können sich keine Frau "kaufen"?

In diesem Sinne: Ein säuerliches Zitronengelb passt hervorragend zur "Kultur" von "Afro Coffee". (beaha, dieStandard.at, 23.5.2013)