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Ja, es gibt sie. Pro-feministische Männer, die sich auch politisch für Gleichberechtigung engagieren (hier bei einem Slutwalk). In Österreich sind sie eher rar.

Foto: Natacha Pisarenko/AP

Männer halten sich nobel zurück. Zumindest, wenn es um Kinderbetreuung, Hausarbeit und Familienkarenz geht. Noch immer. Nur fünf Prozent der Väter gehen in Österreich in Karenz, bei 15 Prozent liegt die Beteiligung von Männern an der Hausarbeit, Kinderbetreuungsaufgaben übernehmen knapp 30 Prozent.

Diese Zahlen und noch viel mehr Fakten über die "Rolle der Männer in der Geschlechtergleichstellung" liefert eine umfangreiche EU-Studie (Studie: Was Männer für die Gleichstellung tun). Besonders interessantes Detail: Männer in Österreich halten sich im Vergleich zu Männern in anderen EU-Ländern nicht nur bei unbezahlter Arbeit im Alltag, sondern auch im politischen Engagement für Gleichstellung zurück.

Groß im Reden

Weit weniger Zurückhaltung gibt es, wenn es um lautstarke Kritik an Gleichstellungsmaßnahmen geht, die nach der rechtlichen Gleichstellung nun endlich auch die faktische auf Schiene bringen sollen. Auf frauenpolitischer und feministischer Seite sprießen seit Jahrzehnten die Ideen, was Männer wie Frauen tun könnten, um letztlich den Handlungsspielraum für alle zu vergrößern. Doch wenn manche dieser Ideen tatsächlich umgesetzt werden sollen, wird mit Häme bis hin zur kollektiven Hysterie reagiert.

Etwa als die Universität Leipzig in ihrer Grundordnung statt der ansonsten gewohnten männlichen Form, zum Beispiel Professor auch für Frauen, nun die weibliche Form für alle beschloss (Uni führt "generisches Femininum" für ihre Grundordnung ein). In der losbrechenden Aufregung ging irgendwie unter, dass die Regelung des "generischen Femininums" nur für dieses eine Uni-Dokument gilt.

Oder bei der jüngsten Quoten-Diskussion in Deutschland, die eine Kolumne im "Spiegel" lostrat. In der Initiative "ProQuote" ortet der Autor Thomas Tuma eine Kampagne einer kleinen Handvoll privilegierter JournalistInnen, die sich so Jobs in den oberen Etagen sichern wollen. Nicht zu vergessen die immer wieder rege geführte Debatte über die Obsorge, in der es grundsätzlich die Frauen zu sein scheinen, die sich die Beteiligung der Väter von Anfang an verbitten.

Große Probleme

Die Studie zeigt wieder einmal eindrücklich: Die großen Probleme liegen selbstverständlich nicht in einer sprachlichen Überpräsenz von Frauen, nicht in elitären kleinen Frauenzirkeln und nicht bei Frauen, die Väter an der Familienarbeit hindern. Sie liegen in den wenig glamourösen Bereichen des alltäglichen Lebens, in denen Mann sich einbringen müsste.

Doch wie die Studie zeigt, hält sich das Interesse an dieser Gleichstellung - quasi an der Basis - bei vielen Männern bisher in Grenzen. Die Frage, welche Rolle Männer bei der Geschlechtergleichheit spielen, sollte daher viel öfter gestellt werden. Denn dann zeigt sich, dass es abseits von Kommentarseiten und Diskussionsrunden noch viel zu tun gibt. (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 12.6.2013)