Kathmandu - Während in Paris jüngst 150.000 Menschen gegen die Ehe für Lesben und Schwule protestierten und europaweit immer wieder Kundgebungen gegen Homosexuelle stattfinden, zeigt sich Nepal fortschrittlich. Anfang des Jahres wurde beschlossen - wie vom Höchsten Gerichtshof bereits 2007 angeordnet -, einen Personalausweis einzuführen, bei dem neben Mann oder Frau auch die Option "drittes Geschlecht" ausgewählt werden kann.

Auch im Alltag zeigt sich diese Neuerung. Wer etwa um eine Wandererlaubnis für das nepalesische Annapurna-Gebiet ansucht, kann beim Ausfüllen des Formulars "männlich", "weiblich" oder "drittes Geschlecht" ankreuzen. "Das ist für Transsexuelle", demonstriert eine junge Angestellte gelebte Selbstverständlichkeit.

Erster Staat, der "drittes Geschlecht" anerkennt

Doch die Stärkung der Rechte Homo- und Transsexueller in Nepal erfreut nicht alle LandesbürgerInnen. "Das ist gegen die Natur", klagt ein Nepalese in Kathmandu. Diese neue Regelungen gebe es nur, weil internationale Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Homo-und Transsexuellen-Organisationen finanziell förderten. "Sie (die NGOs, Anm.) bestärken Leute homo- oder transsexuell zu sein und geben ihnen dafür Geld", klagt der Mann.

Im traditionellen Nepal ist Homo- und Transsexualität noch immer ein Tabu. Auch die nepalesische Polizei zeigt sich in ihrem Vorgehen gegen diese Gruppen oft wenig zimperlich. Dennoch ist das asiatische Bergland der erste Staat weltweit, der ein "drittes Geschlecht" offiziell anerkennt. (APA, 13.6.2013)