Berlin/Brüssel/Wien - Abgeordnete des Europaparlaments wollen die geplante Frauenquote in Unternehmen auch für mittelständische Betriebe zur Pflicht machen, die an der Börse notiert sind oder werden wollen. In einer Stellungnahme der beiden Parlamentarierinnen Evelyn Regner (SPE/Österreich) und Rodi Kratsa-Tsagaropoulou (EVP/Griechenland) zum Quoten-Vorschlag von EU-Kommissarin Viviane Reding heißt es, der Mittelstand sei "das Rückgrat der Industrie in Europa". Daher sollten mittelständische Betriebe die Avantgarde im Kampf um Geschlechtergerechtigkeit bilden.

Kleine und mittlere Betriebe bisher ausgeschlossen

Laut Gesetzentwurf von Justizkommissarin Reding sollen bis 2020 börsennotierte und öffentliche Unternehmen 40 Prozent der Aufsichtsratsmandate mit Frauen besetzen. Kleine und mittlere Unternehmen sind explizit ausgenommen. Die beiden Parlamentarierinnen legten ihre Stellungnahme am Dienstag vor. Sie schlagen  Sanktionen vor, sollte ein Unternehmen die Quote verfehlen, nämlich den Ausschluss von öffentlichen Aufträgen. Außerdem wollen sie eine Ausnahmeregelung kippen, wonach Unternehmen mit weniger als zehn Prozent weiblichen Beschäftigten - etwa Baufirmen - von der Frauenquote in Aufsichtsräten befreit sind.

15 österreichische Unternehmen betroffen

Laut Regner wären in Österreich etwa 15 Unternehmen von einer Ausweitung der Frauenquote auf börsennotierte Klein- und Mittelbetriebe betroffen. Kürzlich argumentierte sie in einer Aussendung, dass die freiwillige Selbstverpflichtung bisher einfach nicht funktioniert habe. Es brauche eine Quote: "Die eingefahrenen Strukturen, die sich über Jahrzehnte aufgebaut haben, sind anders nicht zu durchbrechen."

WirtschaftsvertreterInnen reagierten empört auf die Parlamentspläne. Im Oktober will der Rechtsausschuss über die Gesamtposition des EU-Parlaments abstimmen, danach dürften Verhandlungen mit den EU-Staaten starten. Börsennotierte Firmen sollen die 40-Prozent-Quote in Aufsichtsräten bis 2020 erfüllen. (APA, 9.7.2013)