Muss es wirklich sein, Pflegekräfte zu sexualisieren und allen Radlerinnen dieselben Präferenzen zu unterstellen? Da schreien ein paar besonders laut nach einer Zitrone

Wie man sich radelnde Ladys vorstellt

Fangen wir einmal mit der Sache mit den "Damen-Rädern" an. Dass Produkte für "den Mann" oder "die Frau" den Markt nur so überströmen, ist eine Tatsache, an der sich viele KonsumentInnen stoßen. Als ob wir mit sexistischer Werbung allein nicht schon genug am Hals hätten. Nun gut, jetzt also auch noch Blödheiten wie "Heels on Wheels". Die zündende Idee für das Fahrradgeschäft "für Frauen" kam bei einem Beratungsgespräch, berichtet die "Kronen Zeitung". Eine Kundin habe sich so gar nicht für technische Details interessiert, sondern sich für ein Rad entschieden, weil es halt rot war. Die Notwendigkeit eines Fachgeschäfts für Frauen ist also empirisch wohl begründet. Und doch locken uns weder "Prosecco" noch "Accessoires", "Chic" oder der so freudig in die Kamera gehaltene Einkaufskorb.

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Mietklos oder: Warum sich vor allem nackt Harndrang einstellt

Und hier hätten wir ein Beispiel für Sexismus der ganz ganz alten Schule. Nackte mit Schmollmund, die - das beworbene Produkt bringt uns auf die Idee - mal dringend auf die Toilette muss. Klar, Harndrang entsteht meist, wenn Frau ausschließlich in Strümpfen steckt - ist allgemein bekannt. "Quickis" heißen die feilgebotenen Mietklos, was das Ganze einer wenig subtilen Doppelbödigkeit zuführt. 

Es wäre ja unfair, wenn hier nur ausgefuchster Sexismus Chancen auf Zitronen hätte. In diesem Sinne eine für "Quicki", die wohl keiner weiteren Jurybegründung bedarf.

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Bloß nicht in die eigenen vier Wände lassen

Ja, es geht immer noch tiefer. Einer Firma für "Trocknung und Sanierung" ist es nicht zu blöd, das Witzniveau präpubertierender Kinder für einen Werbeflyer auszuschlachten. "Feuchtgebiet Baustelle?" steht da auf dem Schild, das eine nackte, erwartungsvoll in die Kamera blickende Frau hält. Will man eine Entfeuchter-Firma, die so ihrer Dienste anbietet, wirklich in die eigenen vier Wände lassen? Wohl kaum.

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Es wäre halt wegen der Würde

Wo nur anfangen? Bei der seltsamen "Fullservice"-Auflistung, unter der "Fremdenpolizei" und "Osteur. Pflegekraft" zu finden sind? Oder richten wir den Blick gleich auf die Pflegerin, der man nicht einmal eine Hose gönnt. Es wäre halt wegen der Würde, aber nix da. Angesichts der gesellschaftlichen Geringschätzung des Pflegeberufs und der niedrigen Löhne (wie auch diese Anzeige beweist) ist die Sexualisierung einer dargestellten Pflegerin blanker Zynismus. (red, dieStandard.at, 10.7.2013)

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