Cambridge (Massachusetts) - Frauen, die eine Schwangerschaft abgebrochen haben, müssen deshalb bei einer späteren neuen Schwangerschaft kein höheres Risiko für eine Frühgeburt befürchten. Zumindest gilt dies dann, wenn die Abtreibung nach modernen medizinischen Methoden erfolgte, wie eine am Dienstag im internationalen Fachmagazin "PLOS Medicine" veröffentlichte Untersuchung ergab. ForscherInnen der Universität Cambridge hatten dafür Daten über Abtreibungen und Schwangerschaften in Schottland in einer Zeitspanne von drei Jahrzehnten ausgewertet.

Der Studie zufolge stellte noch in den 80er-Jahren eine Abtreibung ein erhebliches Risiko dar, dass es bei einer späteren Schwangerschaft zu einer Frühgeburt kommen konnte. Dieses Risiko sei inzwischen verschwunden - offenbar als Folge der moderneren Abtreibungsmethoden, konstatierten die Wissenschafter.

Ab 2000 kein erhöhtes Risiko

Die ForscherInnen nahmen für die Studie Daten über insgesamt 757.060 Geburten von erstgeborenen Kindern in den Jahren 1980 bis 2008 unter die Lupe. Dabei kam heraus, dass zwischen 1980 und 1983 das Risiko einer Frühgeburt bei Frauen mit einem früheren Schwangerschaftsabbruch noch um 30 Prozent höher lag als bei anderen werdenden Müttern. Dieser Risikofaktor nahm jedoch bis in die 90er-Jahre auf zehn bis 20 Prozent ab. Ab dem Jahr 2000 war dann gar kein erhöhtes Risiko mehr festzustellen.

Die WissenschafterInnen vermuten, dass das Risiko einer späteren Frühgeburt vor allem durch eine rein chirurgische Abtreibung - ohne Einsatz von Medikamenten - erzeugt wird. Zwischen 1992 und 2008 nahm nach ihrer Untersuchung in Schottland der Anteil von rein operativ vorgenommenen Abtreibungen von 31 Prozent auf 0,4 Prozent ab. Zugleich stieg der Anteil rein medikamentöser Schwangerschaftsabbrüche von 18 auf 68 Prozent.

Direkte Korrelation nicht bekannt

Einen direkten Nachweis für die Verbindung zwischen der Abbruchmethode und der späteren Frühgeburt konnten die ForscherInnen allerdings nach eigenen Angaben nicht liefern. Dafür fehlten ihnen in den einzelnen Fällen die Daten über die Abtreibungsverfahren, die bei den jeweiligen Frauen angewendet worden waren. Die AutorInnen der Studie sind sich jedoch sicher, dass die weltweite Modernisierung von Abtreibungsmethoden "eine effektive Langzeitstrategie sein kann, um künftig die Quoten von Frühgeburten zu reduzieren". (APA, 10.7.2013)