ORF-Nachrichten: 1. Halbjahr 2013.

Grafik: DER STANDARD

Wien - Harald Vilimsky muss sich etwas Neues überlegen. Oder der Gebührenfunk hört gar auf den FPÖ-Generalsekretär und -Mediensprecher.

"ORF verkommt zu einer rot-grünen Sende- und Propaganda-Anstalt und hat mit Ausgewogenheit nichts mehr zu tun", beschwerte sich Vilimsky über den Befund von Mediawatch über die wichtigsten "ZiBs". Auch Stefan Petzner (BZÖ) stieß sich daran, dass die Grünen "Hofberichterstattung" erhielten. Die Erfolge der Ökopartei insbesondere bei den Landtagswahlen in Salzburg und ihre Koalition mit ÖVP und Stronach ließ die Redezeiten in die Höhe schnellen, auch in der meistgesehenen "Zeit im Bild" lagen sie weit vor den Freiheitlichen.

Die Mediawatch-Bilanz über das erste Halbjahr 2013 nordet die Werte wieder beim Üblichen ein: Um 19.30 38 Prozent der Redezeit für die SPÖ, 36 für die ÖVP und 9,9 Prozent für die FPÖ; Kanzler Werner Faymann (SPÖ) vor Vize Michael Spindelegger (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ). Um 22 Uhr dann die ÖVP knapp vor der SPÖ und weit vor der FPÖ. Nur in der "ZiB 24" um Mitternacht dann Schwarz vor Rot vor Grün.

Bundesheer, Bankgeheimnis und EU-Budget

Bundesheer, Bankgeheimnis und EU-Budget beschäftigten die Regierungsparteien am meisten. Die FPÖ-Landtagswahlniederlagen und -Personalrochaden - wohl nicht durchwegs willkommene TV-Sekunden für die Blauen. Wie für Stronach etwa die Kandidatenwickel zur Tiroler Wahl oder für das BZÖ die Telekom-Affäre. Oder für Gabi Burgstaller, wegen des Finanzskandals meistpräsente und nun Ex-Landeschefin.

Die Regierungsparteien kamen mit 74,6 Prozent um 19.30 einen Hauch weniger lang zu Wort als vor einem Jahr (75,2). Der Frauenanteil sank von 23,3 auf 21,9. (red, DER STANDARD, 24.7.2013)

Brosz: "ZiB 1" agiert als Regierungsfunk

Update: In einer Aussendung kritisiert der Grüne Mediensprecher Dieter Brosz den ORF. "Die ZiB 1, wichtigste Informationssendung des ORF, agiert als Regierungsfunk. Mit dieser einseitigen Berichterstattung stellt der öffentlich-rechtliche Rundfunk seine Existenzberechtigung zunehmend in Frage," sagt er. Brosz weiter: "Selbst in einem Superwahlhalbjahr mit vier Landtagswahlen und völlig neuen Regierungsformen behält das selbsternannte Flagschiff des ORF seine krasse Schieflage bei."

"Offenbar kann passieren was will, 75 Prozent Regierungsberichterstattung in der 'ZIB 1' müssen erreicht werden. Ich frage mich immer öfter, ob es dafür ein eigenes Redaktionsstatut gibt. Die Berichterstattung in der Hauptnachrichtensendung des ORF steht damit im klaren Widerspruch zu anderen Formaten, von Teletext, über ORF.On bis Ö1, wo eine durchwegs ausgewogene Berichterstattung zu beobachten ist", sagt Brosz, "es ist nicht hinzunehmen, dass der ORF seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag in seiner Hauptnachrichtensendung so massiv missachtet und sich als Gefälligkeitsorgan der großen Koalition gibt". Die Grünen würden "nicht locker lassen, weiter für einen unabhängigen ORF zu kämpfen." (red, derStandard.at, 24.7.2013)