In "Reality Queens auf Safari" lässt man die Kandidatinnen auf Land und Leute los.

Foto: Screenshot / www.prosieben.at

Für Reality-Formate scheint die unterste Schublade noch immer nicht erreicht. Monat um Monat untertrumpfen sich die vermeintlich neuen Shows mit dem immer gleichen Muster. Doch es geht immer noch eine Etage tiefer, auch wenn es nur schwer vorstellbar ist.  

Selbst nach Formaten wie "Catch the Millionaire" (Pro 7) geht es munter abwärts, in dem sich junge Frauen um einen vermögenden Feschak matchen und einander dabei jeden sich bietenden Seitenhieb verpassen. Und auch noch nach dem kürzlich über die RTL-Fernsehbühne gelaufenen "Wild Girls - Auf High Heels durch Afrika": Zwölf sogenannte "Luxus-Ladys" konnten sich darin auf dem ihnen fremden Kontinent öffentlich bei den verschiedensten Aufgaben zu Idiotinnen machen - ob beim Roadtrip durch die Wüste oder beim umständlichen Schminken in sengender Hitze. Das alles geht selbstverständlich nicht, ohne jede Blödheit der Einzelnen als Frauenspezifikum darzustellen, um so nicht nur die ins Rampenlicht Verliebte zu verunglimpfen, sondern gleich alle Frauen.

Land und Leute

Den aktuellsten Reality-Tiefpunkt erreichte mal wieder Pro 7 mit einer Show, die abermals in Afrika gedreht wurde. "Reality Queens auf Safari" versammelt eine ehemalige "Germany's Next Topmodel"-Kandidatin, eine Ex-"Bachelor"-Kandidatin bis hin zur "Porno-Queen" in Tansania und lässt sie ähnlich wie in "Wild Girls" auf die Wüste los. Und leider auch auf die Leute, deren Leben von den Kandidatinnen kommentiert wird. Die eine meint, sie lasse sich nicht verarschen - denn dass Menschen tatsächlich mitten im Busch leben, das könne man jemand anderem auf die Nase binden. Eine andere befühlt fassungslos einen wenig kuscheligen Pelz, der wohl nicht aus so etwas Niedlichem wie Nerz gemacht ist. Und wieder eine andere ärgert sich, dass die armen Afrikanerinnen nicht darüber jubeln, dass sie sich an Ort und Stelle nackt ausziehen will, um ihnen ihr Kleidchen im Leoparden-Look großzügig zu überlassen. Die haben ja keine sauberen Sachen, meint die Kandidatin kopfschüttelnd.

Das untere Ende

Es reicht also nicht mehr, dass sich die KandidatInnen wie in den diversen Dschungelcamps selbst vorführen. In "Reality Queens auf Safari" geht man weiter und zerrt Menschen vor die Kamera, um sie mit Herabwürdigung und grenzloser Ignoranz zu diffamieren.

Auch die bisher in Reality-Shows gezeigte nackte Haut reicht bei weitem nicht mehr. Minutenlang hält die Kamera drauf, wenn die Kandidatinnen ihren klassischen Mainstreamporno-Körper abbrausen. Wir haben übrigens 20.15 Uhr.

Und trotz alldem können wir sicher sein, dass das untere Ende noch nicht erreicht ist. Das beweisen uns RTL, Sat.1 und Pro 7 bereits im Wochenrhythmus. (beaha, dieStandard.at, 23.8.2013)