Wien - Fünf Wochen vor der Wahl ist zwischen den Koalitionsparteien ein offener Streit darüber ausgebrochen, wer nach dem 29. September das Frauenministerium übernehmen soll. Dorothea Schittenhelm, Chefin der schwarzen Frauen, und ihre Parteifreundin Johanna Mikl-Leitner, Innenministerin, meinen: die ÖVP. Und überhaupt: Frauen- und Familienagenden sollten in einem Ressort gleich zusammengeführt werden - und leiten könne es genauso gut ein Mann.

Amtsinhaberin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hält von diesem Ansinnen gar nichts. Die Frauenministerin zum Standard über die bürgerlichen Fusionspläne: "Das ist die Absage an eine eigenständige, moderne Politik für die Frauen." Es brauche weiterhin ein eigenes Frauenministerium, denn: "Frauen sind nicht nur Mütter. Sie sind Studierende, Alleinerzieherinnen, Töchter, Pensionistinnen oder Migrantinnen. Für ihre Anliegen braucht es eine starke Stimme und daher eine eigenständige Ministerin."

Kampf um jedes Prozentpunkterl

Parallel dazu sprach Schittenhelm Heinisch-Hosek quasi die Kompetenz als oberste Frauenbeauftragte ab. Der von Heinisch-Hosek vielgepriesene Gehaltsrechner etwa habe nichts bewirkt: "Es hat sich kein Prozentpunkterl, nicht einmal ein halbes, in der Gehaltsschere verbessert."

Gemäß den Daten der Statistik Austria ist Schittenhelms Aussage doch etwas übertrieben. Zu Heinisch-Hoseks Amtsantritt mit Ende 2008 klafften die (teilzeitbereinigten) Jahresbruttobezüge männlicher und weiblicher Vollzeitbeschäftigter mit 43.077 bzw. 32.112 Euro um 34,1 Prozent auseinander, 2011 waren es immer noch 30,2 Prozent - aber damit haben sich die Verdienstunterschiede zumindest um 3,9 Prozentpunkte minimiert. Auch laut jüngster Eurostat-Rechnung - hier werden die Bruttostundenverdienste von Männern und Frauen verglichen - ist die Einkommensschere allein von 2010 auf 2011 um drei Prozentpunkte zugegangen.

Was Heinisch-Hosek selbst allerdings ständig beklagt: Egal welche EU-Statistik man zur Lohngerechtigkeit heranzieht - das Land balgt sich in jedem Ranking seit jeher um die hintersten Listenplätze. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 26.8.2013)