Sarah Wiener.

Foto: ORF/Zero One Film

Satte Wiesen, duftende Wälder, glückliche (Nutz-)Tiere. Ein überwältigtes "Herrlich" oder "Wunderbar" muss Gastgeberin Sarah Wiener des Öfteren loswerden, wenn sie Menschen, die feinste Nahrungsmittel produzieren oder zu Speisen verarbeiten, besucht. In dem als ganzheitliche Kochsendung angelegten Format "Sarah Wieners erste Wahl", jeden Sonntag um 17 Uhr auf ORF 2, geht es längst nicht mehr nur um ein schmackhaftes Endergebnis auf dem Teller. Es geht um mehr. Viel mehr. Konkrete Produkte werden auserkoren, auf deren Machart abgeklopft und bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgt.

Bis ins Detail

In jeder Folge geht es "um etwas ganz Besonderes". Honig ist es diesmal, natürlich nicht irgendeiner, sondern der vom Imkermeister aus dem schwäbischen Rosenfeld. Hier bekommen wir einen tiefen Einblick in die Produktion seines Honigs. Den Bienen wird ausgiebig bei der Arbeit zugeschaut, der noch warme Honig direkt aus den Waben gedrückt und verkostet ("Herrlich"). Etwas später läuft Wiener im Dirndl auf den Traktor des hiesigen Landwirts zu, mit dem sie ergründen will, was denn eigentlich die Bienen selbst nährt.

Noch mehr in die Tiefe geht es schließlich beim Förster Jürgen, der neben den bunten Wiesenblumen eine weitere wichtige Nahrungsquelle für Bienen bereitstellt: die auf Bäumen sitzenden Läuse, die den Saft aus den Rinden saugen. Alles, was die Läuse nicht verdauen können, holen sich Bienen. Jetzt wissen wir es also ganz genau.

Lustfeindliche Pointe

Dass Essen nicht gleich Essen ist und die verschiedensten Abstufungen und Ausdifferenzierungen von Zubereitungsarten und Produkten einen schier unerschöpflichen Pool für konsumfreudige Hobbygourmets bieten, ist beileibe nichts Neues. Mit der Vermengung von umfangreicher Sachkunde rund um ein einziges Lebensmittel dreht sich nun die Exklusivitätsschraube nochmals weiter. Während die feine Küche in den 70ern und 80ern an strahlend weiße Hauben tragenden Spitzenköchen vorgeführt wurde, die komplizierte Gerichte fabrizierten, wird heute Exklusivität mit einem Zurück zur Substanz und umfangreichem Wissen verknüpft. Genossen werden kann vor allem dann, wenn man ins Wesentliche einzutauchen vermag. Selbstredend, dass das mit der tagtäglichen mühevollen Planung, was auf den Tisch kommen soll, nichts zu tun hat.

Das soll es auch nicht, hier geht es schließlich um Genuss pur, der sich allerdings erst nach eingehender Prüfung und Klärung von Machart und Herkunft einstellen kann. Über diese doch recht lustfeindliche Pointe täuscht auch der süßeste Honig nicht hinweg. (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 28.8.2013)