Paris - Kurz nach dem Auftakt vergangenen Freitag ist der Prozess gegen neun Aktivistinnen der Feministinnen-Gruppe Femen wegen eines barbusigen Protests in der Pariser Kathedrale Notre-Dame vertagt worden. Das Verfahren soll am 19. Februar fortgesetzt werden, teilte das zuständige Gericht am Freitag in der französischen Hauptstadt mit. Die Staatsanwaltschaft soll bis dahin ihre Ermittlungen zu den Gewaltvorwürfen abgeschlossen haben, welche die Aktivistinnen, aber auch der Wachdienst der Kathedrale gegenseitig erheben.

Beim ersten Prozess gegen Femen in Frankreich wird den Aktivistinnen neben Beleidigung der Gläubigen in der Kathedrale unter anderem die Beschädigung von Kirchenglocken vorgeworfen. Die Feministinnen waren am 12. Februar - einen Tag, nachdem Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt angekündigt hatte - zusammen mit Touristen in das Kirchenschiff gedrängt. Sie setzten sich auf den Sockel der dort gerade ausgestellten neuen Glocken für Notre-Dame, warfen dann ihre langen Mäntel ab und entblößten ihre Brüste.

Bye, bye Benedikt

Die Frauen riefen auf Englisch "Kein Papst mehr" ("Pope no more"), auf ihre Körper hatten sie Slogans wie "Bye, bye Benedikt" oder "Glaubenskrise" gemalt. Mit Holzstücken brachten sie die Glocken zum Klingen. Schließlich schritt der Ordnungsdienst von Notre-Dame ein und zerrte die Frauen aus der Kathedrale.

Dieser Einsatz sei "gewalttätig" gewesen, sagte Femen-Verteidiger Patrick Klugman am Freitag vor Gericht. Eine der Aktivistinnen sei an den Haaren gezogen worden, zudem wurde ihr dem Anwalt zufolge ein Zahn gebrochen. Einer der Wächter wiederum soll bei dem Einsatz einen Schwächeanfall erlitten haben.

Glockengutachten

Was die beschädigte Glocke angeht, argumentierte Verteidiger Klugman, die Schäden hätten auch von den Sicherheitskräften verursacht worden sein können. Seine Forderung nach einem Gutachten zu einer Glocke wurde vom Gericht indes abgelehnt. Der Anwalt, der die Leitung von Notre-Dame vertrat, forderte, die Aktivistinnen müssten sich auch wegen "Beleidigungen" des damaligen Papstes Benedikt XVI. und Exhibitionismus verantworten.

Die 23-jährige Femen-Chefin in Frankreich, Inna Schewtschenko, sagte vor der Anhörung: "Wir sind wegen Gotteslästerung hier." Sie und mehrere französische Aktivistinnen trugen Kränze aus Kunstblumen auf dem Kopf. Die Femen-Frauen würden sich weder entschuldigen noch ihre Aktionen bereuen, sagte Schewtschenko und kündigte weitere Proteste gegen die Kirche an. (APA, 15.09.2013)