Wien - Mit Aktionismus hat der ÖGB am Montag an den am 8. Oktober fälligen "Equal Pay Day" erinnert. Österreichweit wurden symbolisch Einkommensscheren zwischen Männern und Frauen geschlossen. Der "Equal Pay Day" markiert jenen Tag, an dem Männer im Durchschnitt bereits so viel verdient haben, wie Frauen erst zu Jahresende. Wie üblich gab es dazu auch heuer eine Vielzahl politischer Wortmeldungen.

ÖGB: Diskriminierung beginnt beim Berufseinstieg

ÖGB-Bundesfrauenvorsitzende und Vizepräsidentin Sabine Oberhauser (SPÖ) erinnerte daran, dass Vollzeit arbeitende Frauen in Österreich im Schnitt 23,2 Prozent oder 10.559 Euro weniger verdienen als Männer. Schon beim Berufseinstieg würden Frauen häufig geringer entlohnt, im Lauf des Arbeitslebens nähmen die Nachteile zu.

Im Namen der ÖGB-Frauen verlangte Oberhauser einen kollektivvertraglichen Mindestlohn bzw. -gehalt von 1.500 Euro, die Verpflichtung zur Einkommensangabe in allen Stelleninseraten, die Weiterentwicklung der Einkommensberichte oder die Verankerung von Frauenförderung als erzwingbare Betriebsvereinbarungen. Karenzzeiten sollten gleich dem Präsenz- und Zivildienst auf alle dienstzeitabhängigen Ansprüche angerechnet werden, und es brauche höhere Gehälter der Beschäftigten in frauendominierten Branchen.

SPÖ: Leichterer Umstieg auf Vollzeit

Aus der SPÖ gab es dafür multiple Zustimmung. Finanzstaatssekretär Andreas Schieder forderte einen leichteren Umstieg von Teilzeit auf Vollzeit sowie mehr Kinderbetreuungsplätze und mehr Ganztagsschulen. Die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger präsentierte im Namen des Städtebundes eine wiederbelebte "Halbe/halbe"-Initiative zur gerechteren Verteilung der Hausarbeit, und Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Mautz verlangte die Gehaltsoffenlegung auch für Betriebe unter 150 Mitarbeitern.

Grüne für gesetzlich verankerten Mindestlohn

Auch von ÖVP-Seite kam durch ÖGB-Vizepräsident Norbert Schnedl Unterstützung, wobei er bei allen Wünschen nach besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf "Wahlfreiheit" pochte. Die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner ging dagegen noch weiter als die SPÖ und verlangte einen gesetzlich statt kollektivvertraglich verankerten Mindestlohn von 1.500 Euro. Die freiheitlichen Arbeitnehmer forderten sogar ncoh um 100 Euro mehr. "Taten statt schöner Worte" wünschte sich das Team Stronach, Einkommensgerechtigkeit müsse oberstes Anliegen der nächsten Bundesregierung sein.

Für die Arbeiterkammer forderte Präsident Rudi Kaske, dass die bestehenden Instrumente für Einkommensgerechtigkeit verbessert werden müssten. "Transparenz alleine reicht nicht aus. Es geht darum, aktiv Einkommensunterschiede zu bekämpfen." Die Wirtschaftskammer stellte dagegen das Datum des "Equal Pay Day" infrage. Bei "objektiver Betrachtung der Datenlage" sei dieser erst im Dezember fällig, meinte Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik. Er forderte die Berücksichtigung von Alter, Berufserfahrung, Ausbildung und Tätigkeit beim Equal Pay Day. (APA, 8.10.2013)