Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Friedensprojekt: Intendant Alexander Pereira, Präsidentin Helga Rabl-Stadler, Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf.

Foto: APA/Gindl

Salzburg - Auch die Salzburger Festspiele werden sich im kommenden Sommer mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigen, der im Jahr 1914 ausgebrochen war. Der Grund liegt für Präsidentin Helga Rabl-Stadler auf der Hand. Denn Max Reinhardt hatte seine Gründungsgedanken 1917 formuliert. Und noch vor Ende des Krieges, im Mai 1918, strebte man mit dem Bau des Festspielhauses "die Errichtung einer Weltkunstzentrale auf österreichischem Boden" an; man erhoffte die Versöhnung der Völker durch die Macht der Kunst.

Als Redner für die Eröffnung am 27. Juli konnte Christopher Clark gewonnen werden, der im Buch Die Schlafwandler beschreibt, "wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog". Zwei Tage später hat das monumentale Stück Die letzten Tage der Menschheit in einer Inszenierung von Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann Premiere, das Karl Kraus zwischen 1915 und 1917 schrieb. Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf bringt zudem eine Dramatisierung des Buches The Forbidden Zone von Mary Borden über ihre Erlebnisse als Rot-Kreuz-Krankenschwester im Ersten Weltkrieg. Regie führt Katie Mitchell, die am Montag einen Nestroy für die beste deutschsprachige Aufführung erhielt.

Zum Generalthema gehören auch die Uraufführung Golem der britischen Gruppe 1927, die sich heuer beim Young Directors Project vorstellte, und eine Spurensuche zu 1914 bis 1918 unter dem Arbeitstitel 36566 Tage, mit der das Mozarteum am YDP teilnimmt. In dessen Rahmen gelangt u. a. Walter Kappachers Der Abschied über Georg Trakl zur Uraufführung. Mit Ödön von Horváths Don Juan kommt aus dem Krieg schafft Bechtolf zudem eine Verbindung zu Mozarts Don Giovanni, den er als zweiten Teil seines Da-Ponte-Zyklus inszeniert.

Intendant Alexander Pereira erfüllt sich in seinem Abschiedsjahr mit Schuberts Fierrabras einen Herzenswunsch. Peter Stein führt Regie; Ingo Metzmacher dirigiert, da Nikolaus Harnoncourt die Herausforderung zu groß war. Er wird aber die letzten drei Mozart-Symphonien als "Oratorium" im Rahmen der Ouverture spirituelle zu Gehör bringen, die bereits ab 18. Juli islamische Chöre und Sufi-Gesänge präsentiert.

Marc-André Dalbavie, dem ein Schwerpunkt in der Reihe "Salzburg contemporary" gewidmet ist, dirigiert die Uraufführung seiner Oper Charlotte Salomon. Das Auftragswerk über die in Auschwitz getötete Malerin inszeniert Luc Bondy. Zum 150. Geburtstag von Richard Strauss gratuliert Der Rosenkavalier (Zubin Metha, Harry Kupfer); Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra exzerpieren Wagners Tristan und Isolde, ebenfalls konzertant dargeboten wird La Favorite von Donizetti mit Elina Garanca und Juan Diego Fórez. Auf das größte Interesse aber wird Il trovatore mit Anna Netrebko und Plácido Domingo stoßen. Alvis Hermanis inszeniert erstmals einen Klassiker. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 7.11.2013)