Wien - Platz ist Mangelware, also hat man sich im Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) kurzerhand 1,40 Meter in die Tiefe gegraben, um der Saalgruppe zum Thema Erster Weltkrieg mehr Ausstellungsfläche zu verschaffen: Dann stehen Besuchern zwei Ebenen zur Verfügung.

Mit diesem Kunstgriff konnte man auch eine der angestrebten Prämissen erfüllen: Einen chronologischen Rundgang vom Attentat von Sarajevo bis zum Waffenstillstand, so Direktor Christian Ortner. Und nicht Filme, Computer oder technische Spielereien wie der Nachbau von Schützengräben sollen im Mittelpunkt stehen, sondern die ausgestellten Objekte.

Workshops statt "Disneyland"

"Wenn man 1,1 Millionen Tote alleine in Österreich-Ungarn nicht schrecklich findet, dann weiß ich auch nicht", meinte der Historiker. Bei einem derart sensiblen Thema wäre ein "Disneyland" nicht angebracht. "Krieg, Verwundung und Todesangst kann man nicht simulieren." Zudem habe er in anderen Museen die Erfahrung gemacht, dass man die Jugendlichen so nicht emotionalisieren kann. Dies will man nunmehr im HGM durch Workshops für die drei Altersgruppen Volksschule, Unter- und Oberstufe erreichen.

Neben dem zeitlichen Ablauf der Ausstellung wird es zahlreiche (Neben-)Themen geben: So etwa exotische Kriegsschauplätze, Frauen im Krieg, Verwundung und Tod, Luftfahrt, Kriegsgefangene sowie Ersatzstoffe. "Wir haben unsere Depots durchforstet und Dinge entdeckt, von denen wir gar nicht gewusst haben, dass wir sie haben", sagte Ortner. Belegstücke für Versuche, aus Karabinern Maschinengewehre zu machen, seltsame Prototypen für Stahlhelme und Entwürfe für eine neue Uniform nach dem Krieg... "Unglaublich, dass man sich 1916/17 damit beschäftigt hat."

Bemühen will man sich, die unterschiedlichen Blickweisen auf den Ersten Weltkrieg darzustellen: "Während für Österreicher die Niederlage im November 1918 auch heute noch eine Katastrophe ist, bedeutet sie für andere Länder der ehemaligen Monarchie die Freiheit." Schließlich sei das HGM auch "das" militärhistorische Museum für die ehemaligen Kronländer.

Eröffnung zum Jahrestag

3,8 Millionen Euro machen die Gesamtkosten für die Neugestaltung aus. Fast drei Viertel davon konnten aus dem eigenen Betrieb und durch konsequentes Ansparen finanziert werden. Die Eröffnung ist für den 28. Juni 2014 geplant, genau 100 Jahre nach dem Attentat von Sarajevo. Bereits im März startet die Sonderausstellung "Jubel und Elend" auf der Schallaburg, die gemeinsam mit dem HGM gestaltet wurde und von wo auch die meisten der Exponate stammen. (APA/red, derStandard.at, 15. 11. 2013)