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Wer steckt hinter Cicada-3301?

Foto: AP/Edmonds

Wer steckt hinter Cicada 3301? Eine terroristische Vereinigung? Ein Geheimdienst? Oder handelt es sich bei der mysteriösen Rätselrallye um eine Eulenspiegelei? Willkommen in der Welt der Internet-Zikaden. An einem Jännerabend im Vorjahr streunte Joel Eriksson, ein 34-jähriger Computerspezialist aus Uppsala, zum Zeitvertreib durch das Internet, als er auf eine seltsame Nachricht von "Cicada 3301" in einem Forum stieß. "Hallo. Wir suchen nach hochintelligenten Personen. Um sie zu finden, haben wir einen Test erfunden. In dieser Nachricht ist eine Botschaft versteckt. Entdecke sie. Sie führt dich auf den Weg, wie du uns findest."

Schnitzeljagd

Nicht nur Eriksson stolperte über das mysteriöse Rätsel und in eine Schnitzeljagd der anderen Art hinein. Tausende Codeknacker und IT-Freaks haben sich einem Bericht des britischen "Telegraph" zufolge seither auf die virtuellen Fersen des geheimnisvollen Puzzles geheftet, die als Spuren immer wieder diverse Darstellungen von Zikaden, an Pflanzen saugenden Insekten, hinterlässt.

Dabei werden die Teilnehmer immer wieder in die Irre geleitet. So stießen manche bei der Spurensuche auf Enten-Bilder mit folgender Nachricht: "Ooops. In die Falle getappt. Sieht so aus, dass du doch nicht schlau genug bist." Später stellte sich jedoch heraus, dass wichtige Hinweise in dieser Message verborgen waren.

Poster mit QR-Codes

Jedes gelöste Rätsel führt weiter zum nächsten, quer durchs Internet, zu Telefonanschlüssen mit Bandansagen, an verschiedene Orte der Welt, wo die Jäger auf Zikaden-Poster mit QR-Code stoßen, bis hin ins Deep Web, Bereiche im Internet, die nicht frei zugänglich sind und von herkömmlichen Suchmaschinen auch nicht gefunden werden.

Von Mal zu Mal würden die Prüfungen schwieriger, schreibt Eriksson in seinem Blog. Bisher mussten die Nimrode Steganografie umgehen, sich mit dem Hexadezimalsystem auskennen, Kenntnisse in Reverse Engineering (Nachkonstruktion von Schadsoftware) und der Zahlensymbolik der Mayas haben.

Eriksson schaffte es bereits, während der ersten Runde der Rätselrallye bis ganz zum Schluss dranzubleiben - um dann eine nur über das Anonymisierungsnetzwerk TOR versteckte Website mit weiteren Hinweisen wenige Stunden zu spät zu erreichen. Eine neue Runde soll am 4. Jänner 2014 beginnen.

Nur ein Marketing-Gag?

Wer hinter Cicada 3301 steckt, ist das noch größere Rätsel. Wilde Spekulationen um PR-Aktionen eines Unternehmens, nach fähigen IT-Agenten suchende Geheimdienste bis hin zu einer klandestinen Weltzerstörungsfantasie einer bunt zusammengewürfelten Gruppe. In einem eigenen Cicada-Wiki werden alle bekannten Rätsel, Hinweise und falschen Fährten gesammelt. Ob sie stimmen - das wissen nur die Schlausten. (kat, Der Standard, 4.12.2013)